Houellebecq |
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Apropos Houellebecq: ich will hier ja jetzt keinen Streit entfachen, aber werden er und seine Werke nicht etwas überbewertet? Die Themen, über die er schreibt (und dieser permanente sexuelle Aspekt) wecken in mir z. B. kein allzu großes Interesse, gerade, was die sexuelle Revolution und Alt-68er angeht (was bei anderen natürlich anders sein kann, ich weiß). Aber das soll nur meine Meinung sein und meine Verwunderung darüber zeigen, dass so viele in Houellebecq sowas wie einen Meister-Autoren sehen... (und das bitte nicht als Angriff werten, sondern nur als neutrales Statement
).
__________________ I AM the God Thor,
I am the War God,
I am the Thunderer!
Here in my Northland,
My fastness and fortress, Reign I forever!
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von skadi_njoerd: 24.08.2006 14:11.
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24.08.2006 14:09 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Zitat: |
Original von skadi_njoerd
Apropos Houellebecq: ich will hier ja jetzt keinen Streit entfachen, aber werden er und seine Werke nicht etwas überbewertet? Die Themen, über die er schreibt (und dieser permanente sexuelle Aspekt) wecken in mir z. B. kein allzu großes Interesse, gerade, was die sexuelle Revolution und Alt-68er angeht (was bei anderen natürlich anders sein kann, ich weiß). Aber das soll nur meine Meinung sein und meine Verwunderung darüber zeigen, dass so viele in Houellebecq sowas wie einen Meister-Autoren sehen... (und das bitte nicht als Angriff werten, sondern nur als neutrales Statement
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Ja, er wird sicherlich überbewertet, wie eben jeder der von einer großen Anzahl Leser gelesen wird und gerade "Ausweiterung der Kampfzone" gehört sicherlich zu seinem schlechtem, aber ich find "Plattform" und auch "Elementarteilchen" sind wunderbar zu lesen, gerade das immer wiederkommende Thema der Sexualität wird interessant aufgearbeitet.
Einerseits stellt er die Sexualität oder eben Sex in den Vorgergrund, andererseits zeigt er den Menschen gefangen in der Moderne, überall nackte Frauen, nur nicht im Bett, überall der Gedanke der Befreiung, überall Gefangene dieser Ideen und gerade da hat er seine Größe, in der Aufzeigung der Kluft zwischen der Möglichkeit und dem Realen, wo eben der Mensch existieren muss.
Die 68er, die Hippies, "Mir gehört mein Bauch" Frauen werden nicht gezeigt, sondern eigentlich was davon übrig bleibt, die Generation danach, der alle Türen offenstehen, aber die gerade deswegen Verlorene sind (eben hier in der Darstellung der beiden Brüder, oder des Geschäftsfreundes in "Ausweiterung"). Und eben Plattform ist doch das Beispiel wie der Westen trotz aller Möglichkeit irgendwie sich die Möglichkeit sexuell normal zu Leben genommen hat.
Gut, er übertreibt, aber sicherlich viel wahres.
Und gerade sprachlich wundervoll, so finde ich ... aber man kann da immer anderer Meinung sein.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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24.08.2006 16:22 |
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skadi_njoerd
Geheime Meisterin
Dabei seit: 21.07.2005
Themenstarter
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Naja, bisher habe ich noch keinen seiner Romane gelesen, deswegen oute ich mich ja auch als "Unwissende", aber ausschlaggebend sind ja, wie vorher erwähnt, die Themen, um mich auf ein Buch aufmerksam zu machen. Und gerade der Aspekt der sexuellen Befreiung im Zuge der 68er-Kultur etc. interessiert mich gerade in Romanen nicht sonderlich. Natürlich ist das Geschmackssache. Gerade, was seine Sprache angeht, so habe ich bspw. auch schon gehört, dass er sehr langweilig und "platt" schreibt. Davon kann ich mir natürlich erst ein Bild machen, wenn ich mal ein Buch von ihm gelesen habe, was ich allein aus Neugierde vorhabe. Ich habe mich halt einfach nur stark gewundert, da ich nun doch schon von wirklich sehr vielen Leuten gehört habe, dass sie die Bücher von Houellebecq quasi als "Bibel" ansehen und über alle Maßen verehren.
Aber gut, sobald ich mal "Plattform" gelesen habe, werde ich hier wieder reinschreiben.
Hätte übrigens nicht gedacht, dass deswegen ein neuer Thread gestartet wird - aber vielleicht haben ja noch mehr Leute etwas zu Houellebecq zu sagen.
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24.08.2006 22:07 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Zum einen er bezieht Thematik der Vergangenheit immer auf das Jetzt der Menschen und da wiederum zeigt er die Moderne einfach sehr präzise, nicht das er mit seinen Bücher die Moderne so zeigt, wie sie im ganzen ist, aber der Aspekt den er zeigen will, die Einsamkeit, Isolation usw. zwischen all dem Leben, das zeigt er besser als alles andere was ich kenne.
Zur Sprache speziell, er schreibt zum einen (jetzt auf Plattform und Elementarteilchen bezogen) sehr ausfürhlich, manchmal pervers detaliert, aber immer - auch wenn es um emtionen geht o.ä. - mit einer distanz durch die alles an Sarkasmus und einer pessimistischen Grundhaltung gewinnt und trotz der zweiweisen Höhepunkte der Protagonisten versinkt ja dann auch alles meist im Dunkeln.
Bibel ist übertrieben, am Ende ist es ein Roman, kein Sachbuch, auch wenn er natürlich viel Wissen einarbeitet, eigentlich wenn man den Standpunkt von Herrn Houellebecq versteht reichen 10 Seiten, aber es sind auch einfach gute Romane, würde nochmal 10 andere "Plattform" Bücher lesen und deswegen empfehle ich dir, kauf das Buch, lies es, notfalls starte eine Spendenaktion.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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25.08.2006 12:19 |
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skadi_njoerd
Geheime Meisterin
Dabei seit: 21.07.2005
Themenstarter
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Spendenaktion? Um mir das Buch zu kaufen? Zur Not kann ich es auch in der Bibliothekt ausleihen.
Aber danke für die Tipps bzw. ausführliche Erläuterung seines Schreibstils. Wie gesagt, ich schreib hier nochmal rein, wenn ich etwas von ihm gelesen habe.
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25.08.2006 14:24 |
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*anmerk*
helium vola hat meines wissens 2 texte von m. houellebecq verwendet. auf "liod" der 18. titel, la fille. meine cd samt textheft ist leider im moment noch immer gut 800 km weg von mir. sonst hätt ich dir den text schreiben können. sorry. aber schau dir den text doch auch mal an.
a propos elementarteilchen, gabs da vor nicht allzulanger zeit einen film? im kino? .. hmz.
lg,
m.
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25.08.2006 15:19 |
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Evegret
Hermaphrodit
Dabei seit: 16.08.2005
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Ja, von Elementarteilchen gab es einen sogar ziemlich schlechten Film... Das einzige das den Film aufgeheitert hat, war gleich am Anfang der tote Wellensittich...
Martina Gedecki oder wie sie gleich heißt hat zwar wunderbar gespielt, und auch Franka Potente hat eine tolle Leistung gebracht, aber ich finde die Botschaft vom Buch ist im Film schon alleine durch die Abänderung im Schluss verloren gegangen...
Ich musste Elementarteilchen für mein Französisch-Abi lesen und ich habe das Buch beim Lesen gehasst. Es gefiel mir überhaupt nicht, diese radikale Sprache. Mir kam es immer so vor, als ob Houellebecq etwas in den Raum stellt und man sich damit abfinden muss, weil es seine Meinung ist. Also beim Lesen war ich stinksauer auf meinen Lehrer
Als ich mit dem Buch fertig war und sich die Geschichte gesetzt hatte, konnte ich mit ein bisschen Distanz mir Gedanken dazu machen, wie Houellebecq die Welt und die Gesellschaft dargestellt hat. Gigantisch, wie er das so "cool" rübergebracht hat. Ich werde das Buch irgendwann noch ein Mal lesen, vielleicht habe ich dann mehr Freude daran.
Wie gesagt, beim Lesen selbst habe ich es gehasst, aber im Nachhinein habe ich es bewundert.
__________________ "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."
(Victor Hugo)
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25.08.2006 19:53 |
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ich weiß nur dass sich jmd in meinen nächsten bekanntenkreis schlichtweg aus dem grund, wie du sagtest, dass durchs abändern des endes vom film er seine eigentliche aussage nicht mehr hat, nicht so wie das buch, geweigert hat, reinzugehen.
auch wenn du das buch für die schule lesen musstest, ein schlauer mann namens kafka hat vor einem dreiviertel jahrhundert gemeint, man solle die bücher lesen, die einen kratzen und beißen (sinngemäß zitiert..) vielleicht wollte m.h. mit seiner als allegorie hingestellter meinung auch nur provozieren?
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26.08.2006 18:29 |
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Evegret
Hermaphrodit
Dabei seit: 16.08.2005
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Den Spruch kenn ich noch nicht, der gefällt mir! Es ist oft so, dass mir Bücher, die mir beim Lesen Probleme bereiten hinterher gut gefallen. Andere wiederum, die sich leicht lesen lassen überhaupt nicht (-> z.b. Sakrileg)
Kafka ist eben ein psychopathisches Genie! Ich liebe seine Geschichten. Aber wir sind hier ja bei Houellebecq...
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(Victor Hugo)
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27.08.2006 17:22 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Ja, Kafka ist ein Genie.
Ja, das Ende des Filmes ist verreckend und alles.
Isoliert gesehen hat der Film trotzdem schöne Stellen und ist sehenswert, verliert im Vergleich zum Buch jedoch den Boden unter den Füßen.
Lese gerade "Sexus" von Henry Miller, es lebe der Sex im Buch und ich glaube Houellebecq will einfach sein Leben in Buch bringen, bzw. seine Gedanken, wie eben Miller, vielleicht einfach nicht mehr.
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(Roland Barthes)
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27.08.2006 21:35 |
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