 Kafka |
Alex 
Groß-Pontifex
Dabei seit: 25.06.2006
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Heute würde Franz Kafka seinen 125. Geburtstag feiern, Grund genug, um auf einen der wichtigsten deutschsprachigen Autoren überhaupt hinzuweisen, der wie kaum ein anderer als Schriftsteller der Moderne gelten kann.
In seinen Erzählungen und Roman(fragment)en beschreibt er in nüchternen Sätzen, wie seine Figuren sich durch eine albtraumhafte, undurchdringliche, von unsichtbaren Mächten beherrschte Welt bewegen, die als "kafkaesk" in die Sprache eingegangen ist. Dabei eröffnen seine Texte durch Widersprüche, Um- und Ablenkungen, sowie Stilmittel wie das "gleitende Paradox" Bedeutungsräume, die gleichzeitig offensichtlich erscheinen und sich doch jeder eindeutig festlegenden Interpretation entziehen.
Für alle, die sich einmal hineinlesen wollen, sind die meisten Werke kostenlos (und legal) im Internet verfügbar, etwa hier und hier.
Was haltet ihr von Kafka, welche Texte haben euch besonders fasziniert?
Oder ist er heute nur noch langweilige Schullektüre?
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"Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht." - Novalis, "Hymnen an die Nacht"
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03.07.2008 12:34 |
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Ich musste damals in der Schule (Leistungskurs Deutsch) Kafka lesen. Zum einen behandelten wir "Die Verwandlung" und zum anderen "Briefe an den Vater". Als Abschluss haben wir uns dann noch die Verfilmung angeschaut.
Damals war ich gar nicht von ihm begeistert. Seine Texte machten mich schon nach wenigen gelesenen Sätzen sehr traurig und auf eine Art depressiv, obwohl ich die Geschichten sehr interessant fand. Jedoch habe ich es damals nicht geschafft, die beiden oben genannten Werke aufmerksam durchzulesen. (Zum Glück musste ich keine Prüfung darüber schreiben *g*) Ich habe ihn deshalb auch lange Zeit bei Seite gelegt.
Da mich seine Geschichten jedoch immer noch interessierten, habe ich mir einiger Zeit noch einmal "Die Verwandlung" geschnappt und es einfach noch einmal versucht - mit Erfolg!
Das Buch habe ich förmlich verschlungen, obwohl es mir manchmal noch schwer viel nicht in tiefe Traurigkeit zu versinken. Mein Interesse an Franz Kafka ist wieder da und ich möchte nun freiwillig noch weitere Werke von ihm lesen.
In dem Sinne: Herzlichen Glückwunsch Meister Kafka!!!
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03.07.2008 12:45 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Ich bin großer Kafka Fanatiker.
Zum ersten mal habe ich Kafka in einem Theaterstück gesehen, das war "Bericht an eine Akademie" (gespielt von einem Mensch, bzw. Affe) und von dem damaligen Lebenspartner meiner Mutter aufgeführt und hat mich ohne jetzt wirklich zu verstehen was der Inhalt war (war damals noch recht jung an Jahren) beindruckt.
Später dann durch Samsas Traum an die Verwandlung herangebracht und dann ebenfalls der Prozess gelesen - in der Schule gab es leider kein Kafka - dann auch kleinere Erzählungen gelesen.
Insbesondere: In der Strafkolonie, als auch Das Urteil faszinieren mich noch heute durch ihre Sprache.
Kann euch nur empfehlen, kauft euch: hier link zu amazon.de
Allein die Betrachtungen sind das Geld wert und in der Hand ist doch angenehmer als am Schirm.
Ansonten habe ich mir auch "Das Schloß" und "Die Verwandlung" als Film angesehen, ersteres kann ich als Haneke Version empfehlen [ofdb link], Mühe spielt sehr gut und das offene Ende kommt dem Inhalt gleich.
Amerika und das Schloß habe ich noch nicht gelesen, irgendwie bin ich mehr Prosa Anhänger.
Aber was mich am meisten an Kafka fasziniert hat und noch immer fasziniert sind seine Briefe an Felice (allgemein seine Briefe und Tagebücher auch), kann nur jedem dieses Werk ans Herzen legen (kauft es!) - es macht vielleicht ein wenig wahnsinnig (nun gut, das muss man riskieren).
Darin sind alle Briefe von Kafka (nicht jedoch die Antworten) an Felice (auch bekannt als Fräulein F.) enthalten.
Auf das Buch bin ich gekommen, da ich vor Jahren den Film K.af.ka fragment (link)
im Kino gesehen habe, in dem Zitate aus seinen Briefen mit surrealen schwarz-weiß Bildern vermischt zu einem recht eindrücklichen Inhalt verarbeitet wurden.
Die Briefe selbst sind nicht nur unheimlich an der Zahl, sondern auch durch die Art wie sie geschrieben sind und was sie über das Selbstverständnis des Autors aussagen unheimlich (und damit mehrfach gemeint, es ist gespenstisch, aber es nimmt auch die Heimlichkeit), so merkt man schnell in welcher Obsession Kafka Stunde um Stunde schreibt, kaum Zeit findet für etwas anderes, hastet um dann doch zu sagen, dass er es eigentlich nicht wert ist eine Antwort zu erhalten, nicht wert überhaupt geliebt zu werden.
Wie gesagt: lesen.
Alles in allem ist Kafka für mich nicht nur eine prägende Gestalt, sondern beinahe ein halbkaputte Seelengestalt, die in düsteren Stunden kommt und mir Sätze ins Ohr flüstert und mir Zettel in die Hand steckt, auf denen in unleserlicher Schrift genau das steht, was ich immer wusste, nur viel poetischer, viel klarer, eindrücklicher und ... „wahrer“ (wenn es das gibt).
Eigentlich könnte ich Stunden damit verbringen anhand von Zitaten und kleinen Passagen zu sagen, warum Kafka einen so viel genaueren Blick auf mein Leben hat, als ich auf mein Leben habe, aber das führt zu weit und ich möchte Herrn K. Auch nicht auf mein Niveau herunterziehen.
Was bleibt anschließend zu sagen:
„Ich bleibe, wie ich bin.“
[kafka]
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"Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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03.07.2008 13:07 |
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"Die Verwandlung" fand ich ziemlich mässig, aber "In der Strafkolonie" finde ich grossartig - wenn auch irritierend....
... aber ein gutes Buch erkennt man ja daran, dass es irritiert... 
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Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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03.07.2008 14:03 |
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Amaterasu
Geheime Meisterin
Dabei seit: 22.08.2005
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| Zitat: |
Original von inner_conflict
"Die Verwandlung" fand ich ziemlich mässig, aber "In der Strafkolonie" finde ich grossartig - wenn auch irritierend....
... aber ein gutes Buch erkennt man ja daran, dass es irritiert...
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..dem stimme ich völlig zu und das ist eben etwas, was Herr Kafka nun einmal beherrscht...
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03.07.2008 15:00 |
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| Zitat: |
...ach, ist das so?
don't think so. |
Ich schon, denn gute Bücher bringen einen zum Denken und Grübeln... Irritation ist bisweilen ein guter Ausgangspunkt für's Denken...
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Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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03.07.2008 18:35 |
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Ich liebe die Werke von Kafka, egal, ob zum einfachen Runterlesen oder irritiert danach nachgrübeln. Am meisten gefiel mir "In der Strafkolonie", einer, der wenigen Texte, der mir als Inspiration diente. "Die Verwandlung" mochte ich nie so sehr, aber sollte ich mal wieder versuchen, vielleicht gefällt es mir dann ja eher.
Leider mussten wir in der Schule nie solche Werke lesen (sondern eher langweiliges, schnulziges Zeugs), Ich finde es großartig, dass es jetzt wieder als Sternchenthema zumindest durchgenommen wird. Applaus für den Lehrer!
Auf alle Fälle zigtausendmal besser als den Firlefanz "Effi Briest" und den ganzen anderen Schmarrn.
Werd mal mit der Zeit mehr von ihm lesen, kam bisher nur nicht wirklich dazu.
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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
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03.07.2008 18:58 |
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Alex
Groß-Pontifex
Dabei seit: 25.06.2006
Themenstarter 
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Dass "In der Strafkolonie" (Link zum Volltext) hier so häufig als Lieblingstext genannt wurde, finde ich überraschend, ich hätte eher auf die "Verwandlung" oder den "Proceß" getippt, aber die "Strafkolonie" ist auch meiner Meinung nach einer seiner besten Texte, vor allem das Ineinanderschieben von Schreiben und Sterben finde ich immer wieder faszinierend.
Was macht für euch den Reiz der Erzählung aus?
| Zitat: |
Original von AloneInTheDark
Seine Texte machten mich schon nach wenigen gelesenen Sätzen sehr traurig und auf eine Art depressiv, obwohl ich die Geschichten sehr interessant fand. |
Die Wirkung seiner Texte auf die Rezipienten ist schon beeindruckend, wobei ich sie für mich anders beschreiben würde; natürlich hat jeder Text seinen eigenen Schwerpunkt, aber insgesamt finde ich besonders das Gefühl, irgendwo festzustecken, sich durch den dichtesten Schlammnebel zu wühlen und sich mit jeder Bewegung nur noch tiefer einzugraben, bis man erstickt, am stärksten.
| Zitat: |
Original von Mulciber
Amerika und das Schloß habe ich noch nicht gelesen, irgendwie bin ich mehr Prosa Anhänger. |
Hm? Verstehe ich nicht ganz, was ist an beiden Texten für dich nicht Prosa?
| Zitat: |
Original von inner_conflict
| Zitat: |
...ach, ist das so?
don't think so. |
Ich schon, denn gute Bücher bringen einen zum Denken und Grübeln... Irritation ist bisweilen ein guter Ausgangspunkt für's Denken...
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Volle Zustimmung, Irritation ist sicher nicht das einzige Kriterium für einen guten Text, aber die Fähigkeit zu irritieren ist für mich auch eine der wichtigsten Eigenschaften von Literatur, und Kafka-Texte beherrschen das meisterhaft.
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"Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht." - Novalis, "Hymnen an die Nacht"
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04.07.2008 10:20 |
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Nun ja, dieser Tötungsapparat ist einfach unglaublich cool, irgendwie... 
... mit diesen übermächtigen Vaterfiguren in Kafkas sonstigen Erzählungen (Verwandlung, Das Urteil,..) konnte ich dagegen nie etwas anfangen. Ich fand dieses Motiv manchmal sogar ausgesprochen lächerlich....
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Wer ist gerufen, wenn der Mensch verreckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer ist der Retter und lebt ganz versteckt?
Das Insekt! Das Insekt!
Wer macht das Paradies auf Erden perfekt?
Das Insekt! Das Insekt!
Kri kri kri, kra kra kra
das Insekt ist endlich da
um uns zu erlösen
von allem Bösen -
was wär' der Mensch,
wenn er nicht hätt'
das Insekt, das Insekt?
(Der Plan)
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04.07.2008 10:41 |
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