Freiheit |
gothykk
Hermaphrodit
Dabei seit: 27.12.2007
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Da ich immer an äußere Gegenbenheiten gebunden sein werde, kann ich also in diesem Sinne (frei von Gesetzen, Moral, ...) nicht frei sein. Für meine Wenigkeit bedeutet Freiheit schlicht, dem alltäglichen Stress (Klausuren, Erfolgsdruck, etc.) in kleinen Sequenzen entfliehen zu können. Wenn man die Zeit findet sich entspannend auf einer Wiese auszuruhen ohne dabei an obiges denken zu müssen, dann empfinde ich ein Gefühl von Freiheit. Obwohl man dies wohl sicher auch mit "Abschalten" gleichsetzen könnte...
__________________ Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
· [ Johannes Brahms ] ·
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11.06.2008 15:58 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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@gothykk,
Ich denke ich würde dies Freizeit nennen, also Zeit in der Freiheit (im Sinne von "Wegfallen von") vor Stress ist.
Aber die aktive Freiheit (die Willenfreiheit) ist ja meistens eine Wahl, also zB. die Wahl die Freizeit mit diesem oder etwas anderem zu füllen und diese Freiheit der Wahl ist nur zwar bedingt unterworfen (von externen Faktoren und internen Faktoren), aber selbst wenn die Möglichkeiten reduziert wird, so reduziert das nicht die Freiheit für mir etwas zu entscheiden,
bzw. selbst wenn ich mich für etwas entscheide, was ich gar nicht auswählen kann (zB. mich dafür entscheide zu fliegen wie ein Vogel), so reduziert das nicht meine Wahlfreiheit, sondern zeigt mir nur die Grenzen der Physik auf.
@Allgemein:
Es ist nicht notwendig für Freiheit Allmacht zu besitzen - irgendwie wird das gerne verwechselt.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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11.06.2008 16:03 |
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gothykk
Hermaphrodit
Dabei seit: 27.12.2007
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Zitat: |
Original von Mulciber
Ich denke ich würde dies Freizeit nennen, also Zeit in der Freiheit (im Sinne von "Wegfallen von") vor Stress ist. |
Nun ja, Freizeit definiere ich (für mich) etwas anders. Freizeit heißt, dass ich nicht meinen Pflichten nachkommen muss - früher eben Schulpflicht (Uni ist ja das etwas "freier") oder häusliche Pflichten. Der Stress bzw. das Nachdenken über gewisse Aspekte fällt dann auch in solchen Zeiten nicht von mir ab. Kurz: Ich bin (nach meinem Empfinden) erst frei, wenn ich auch geistig vom Alltag abschalten kann und dies geschieht wohl nur alle 6 Monate, nach dem Uniwahnsinn.
Zitat: |
Original von Mulciber
Aber die aktive Freiheit (die Willenfreiheit) ist ja meistens eine Wahl, also zB. die Wahl die Freizeit mit diesem oder etwas anderem zu füllen und diese Freiheit der Wahl ist nur zwar bedingt unterworfen (von externen Faktoren und internen Faktoren), aber selbst wenn die Möglichkeiten reduziert wird, so reduziert das nicht die Freiheit für mir etwas zu entscheiden,
bzw. selbst wenn ich mich für etwas entscheide, was ich gar nicht auswählen kann (zB. mich dafür entscheide zu fliegen wie ein Vogel), so reduziert das nicht meine Wahlfreiheit, sondern zeigt mir nur die Grenzen der Physik auf.
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Ja sicher, ich hätte die Freiheit für mich zu entscheiden, was ich machen werde. Aber durch die Faktoren kann ich eben NICHT frei wählen. Man muss immer mit den Konsequenzen rechnen.
Z.B. wenn ich die Wahl habe eine während der Vorlesung gesprächsbedürftige Person:
a. um Ruhe zu bitten oder
b. sie sofort zu erschießen,
dann wähle ich eben a. aus, da dies die weniger fatalen Konsequenzen hätte. (Fall b. würde die in meinen Augen definierte Freiheit zerstören.) Es ist zwar richtig, dass ich die freie Wahl habe mich für ein Elementarereignis aus diesem - zugegebenermaßen minimalen - Ereignisraum zu entscheiden, da aber die Auswahl genau durch o.g. Faktoren dezimiert wird, habe ich nicht mehr die FREIE Auswahl. Dadurch wird die Freiheit eingeschränkt, ergo: Widerspruch. (Eine Restriktion der Freiheit führt zu etwas Unfreiem.)
Und nur den Umstand der Möglichkeit zu betrachten, ist mir zuwider, da in Realität irrelevant.
__________________ Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!
· [ Johannes Brahms ] ·
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11.06.2008 19:06 |
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Aluna
Geheime Meisterin
Dabei seit: 18.06.2008
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Meine Vorstellung von absoluter Freiheit wäre es, egal was man tut, sich niemandem gegenüber rechtfertigen zu müssen, niemanden je damit verletzen zu können, an keine emotionalen Schranken gebunden zu sein, selbst entscheiden zu können was einen prägt, sich nur an die Menschen binden zu müssen, an die man gebunden sein will, nicht abhängig zu sein außer es ist freiwillige Abhängigkeit.
Absolute Freiheit ist meiner Meinung nach, auch die Dinge entscheiden zu können, die man unmöglich selbst entscheiden kann.
Ziemlich utopisch, das ist mir bewusst.
Wenn ich mir Freiheit bildlich vorstelle, sehe ich mich mit Anlauf einen endlosen Wasserfall hinunterspringen... Ich mag dieses Bild.
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21.06.2008 17:46 |
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Wut
2 pr0n 4 u
Dabei seit: 09.01.2005
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Ich behaupte, nach wie vor (*Mulcibulci wink*), dass Freiheit Ansichtssache ist.
Die komplette Freiheit gibt es nicht, gab es nie und wird es nie geben.
Natürlich kann man nun sagen "Nein, du bist nicht frei, weil Gedanken...dein handeln...blabla".
Ich kann jedoch auch schlichtweg sagen, dass ich darauf scheiße (mal salopp daher gesagt), auf all die Gedankengänge und -konstrukte.
Letzendlich geht es doch darum, wie frei man sich in einem System fühlt (um es einmal etwas greifbarer und oberflächlicher zu machen), das die Freiheit, von der eigentlich niemand weiß, ob, und wenn ja wie, es sie gibt, nicht zulässt.
Der eine wird sich freier fühlen, der andere eingeschränkt.
Ich denke, man kann sich zumindest frei fühlen, man kann sich selbst als "frei" ansehen und auch "frei" leben, sich "frei" entfalten.
Wenn man die Einstellung dazu hat.
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23.06.2008 18:33 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Zitat: |
Original von gothykk
Ja sicher, ich hätte die Freiheit für mich zu entscheiden, was ich machen werde. Aber durch die Faktoren kann ich eben NICHT frei wählen. Man muss immer mit den Konsequenzen rechnen. |
Nur hierbei klingt es an, als würdest du sagen, es gibt Handlungen die keine Konsequenzen mit sich bringen, aber in Wirklichkeit hat jede Handlung Wirkung und jede nicht Handlung damit auch eine Konsequenz, das Ausbleiben einer Wirkung (so ist nichts tun, auch eine Entscheidung mit Folgen).
Am Ende habe ich immer eine Abwägung von Konsequezen, selbst wenn ich mich entscheide ob ich nun Gummibärchen oder Schokolade essen werde hat diese Handlung Auswirkung auf mein Leben und meine Umwelt, nur das ich diese Wirkung nicht bis zum Ende (also vollständig) erahnen oder berechnen kann.
Nun hat sich der Mensch - geschickt - angewöhnt die meisten Handlungen als "so unwichtig, als dass man sie nicht großartig bedenken müsste" betittelt, so wirkt es nicht wichtig, ob ich erst links oder erst rechts blicke, wenn ich über die Straße laufe,
dieser Faktor kann aber sehr wichtig sein (trivial: Autounfall).
Nun ist Freiheit eben zwischen Konsequenzen zu wählen, nur weil ich "ins Gefängnis gehen" eine zu große Konsequenz halte, heißt das nicht, ich könnte nicht Amok laufen, es heißt nur, ich schätze ab.
@ Aluna.
Du denkst dir eine Welt ohne Konsequenzen und nennt das "frei" - es ist aber mehr eigentlich als Flucht.
Eine Welt, wie du sie beschreibst, wäre nur denkbar, wenn du jegliche Interaktion (und deren Auswirkung) bestimmen könntest mit dir als Allmächtige (und damit als Beschneidung der Freiheit der Anderen) oder in einer Welt ohne Interaktion.
Beides ist - so finde ich - keine gelungene Definition von Freiheit.
Die Frage ist nicht nur, ob es utopisch ist, sondern auch gefährlich anzustreben.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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23.06.2008 18:51 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
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Der Mensch als selbst existiert nicht. Es keine Seele. Was ein Mensch denkt, fühlt und will ist ein Ergebnis genetischen und memetischen Codierung. Freiheit kann man somit nicht metaphysisch begründen, sondern nur pragmatisch:
Zwei Systeme (zwei Individuen), die beide nicht frei handeln, können trotzdem gegenseitig ihre Handlungsfreiheit einschränken. Der Freiheitsbegriff entsteht somit nicht aus der Betrachtung eines einzelnen Menschen, sondern immer nur im Kontext der Interaktion mehrer Menschen.
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23.06.2008 21:02 |
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Ancalagon
Geheimer Meister
Dabei seit: 05.04.2006
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Da glaube ich doch lieber dass ich einen freien Willen habe. Wenn es nicht so wäre könnte ich mir auch gleich einen Strick nehmen, dann wäre nämlich alles hier mehr oder weniger belanglos.
Zur Eingangsfrage: ich denke nicht das das so stimmt. Natürlich, wenn man Etwas zu verlieren hat sind die Konsequenzen bei manchen Handlungen schwerer zu tragen, aber wie Mulciber schon ausgeführt hat, wenn du auf die Konsequenzen pfeifst kannst du trotzdem tun was du willst, egal wie viel du zu verlieren hast.
__________________ Traditional human government consists of thieves and murderers.
By adopting the electoral process, we have weeded out the murderers.
This is actually about as good as it gets.
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23.06.2008 21:58 |
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Aluna
Geheime Meisterin
Dabei seit: 18.06.2008
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Zitat: |
Original von Mulciber
@ Aluna.
Du denkst dir eine Welt ohne Konsequenzen und nennt das "frei" - es ist aber mehr eigentlich als Flucht.
Eine Welt, wie du sie beschreibst, wäre nur denkbar, wenn du jegliche Interaktion (und deren Auswirkung) bestimmen könntest mit dir als Allmächtige (und damit als Beschneidung der Freiheit der Anderen) oder in einer Welt ohne Interaktion.
Beides ist - so finde ich - keine gelungene Definition von Freiheit.
Die Frage ist nicht nur, ob es utopisch ist, sondern auch gefährlich anzustreben. |
Das ist absolut richtig. Aber vielleicht kann man auch nur frei sein, wenn es keine Interaktion gibt. Solange man nicht das einzige Wesen auf der Welt ist, wird es immer Einschränkungen der persönlichen Freiheit geben und das macht die absolute Freiheit vielleicht nicht unbedingt erstrebenswert. Aber einfacher wäre dadurch natürlich trotzdem vieles. Nur allmächtig zu sein, ist wirklich frei zu sein.
Teilweise wünsche ich mir es trotzdem zumindest einmal diese Art von Freiheit zu genießen, einmal zu erfahren wie es ist ohne Einschränkung zu sein.
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23.06.2008 22:23 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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Zitat: |
Original von NineBerry
Der Mensch als selbst existiert nicht. Es keine Seele. Was ein Mensch denkt, fühlt und will ist ein Ergebnis genetischen und memetischen Codierung. Freiheit kann man somit nicht metaphysisch begründen, sondern nur pragmatisch:
Zwei Systeme (zwei Individuen), die beide nicht frei handeln, können trotzdem gegenseitig ihre Handlungsfreiheit einschränken. Der Freiheitsbegriff entsteht somit nicht aus der Betrachtung eines einzelnen Menschen, sondern immer nur im Kontext der Interaktion mehrer Menschen. |
Ich kann die "Abhänigkeit von" sicher pragmatich biologisch (oder generell Naturwissenschaftlich) begründen, aber die "Abhängigkeit zu" kann ich mir ohne weiteres ohne jegliche Einschränkung vorstellen.
Ein Beispiel dafür wäre der Kompatibilismus.
Memetik und Genetik sind sicherlich starke Rahmenbedingungen, aber ich glaube nicht, dass sich aus Genen und Kultur ablesen lässt wie ich in diesem Augenblick handle;
gegen die Kultur ist dabei recht leicht zu argumentieren, da man leicht Beispiele findet die sich gegen ihre Kultur richten - die Genetik sehe ich als Grundbaustein, aber ich würde nicht sehen, dass die Genetik mir meine Willensfeiheit nimmt.
Sicher zeigt sich die Freheit am Ende in der Interaktion - dem würde ich nicht wiedersprechen.
__________________ "Imaginarium des Intellektuellen: Abmagern ist der naive Akt des Intelligent-sein-Wollens."
(Roland Barthes)
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24.06.2008 00:47 |
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