NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
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Kopftuchverbot für Lehrer an Schulen in BW |
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http://www.faz.net/s/RubD5CB2DA481C04D05...n~Scontent.html
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Stuttgarter Lehrerin verliert Kopftuchstreit
18. März 2008 Muslimische Lehrerinnen dürfen in Baden-Württemberg auch künftig kein Kopftuch tragen. Dies entschied der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Die Weisung der Schulverwaltung, den Dienst in der Schule ohne eine solche Kopfbedeckung zu verrichten, sei somit rechtmäßig.
Das gelte auch dann, wenn die Lehrerin eine Beamtin auf Lebenszeit sei und seit Jahren unbeanstandet von Schülern und Eltern mit dieser Kopfbedeckung in der Schule tätig war. Damit hob der Verwaltungsgerichtshof eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart auf.
Dort hatte eine zum Islam konvertierte Lehrerin sich mit ihrem Anliegen durchgesetzt, im Unterricht Kopftuch zu tragen. Die Frau unterrichtet seit 1973 an einer Grund- und Hauptschule in Stuttgart, trat 1984 zum Islam über und trägt seit 1995 auch während des Dienstes aus religiösen Gründen eine Kopfbedeckung. Im Dezember 2004 wies das Oberschulamt Stuttgart die Lehrerin an, ihren Dienst in der Schule ohne Kopftuch zu verrichten. Diese Weisung wurde vom Verwaltungsgericht Stuttgart im Juli 2006 aufgehoben.
Mit dem Tragen der Kopfbedeckung verstoße sie gegen die vom Schulgesetz auferlegte Verpflichtung, in der Schule äußere religiöse Bekundungen zu unterlassen, die geeignet seien, die Neutralität des Landes gegenüber Schülern und Eltern sowie den religiösen Schulfrieden zu gefährden, heißt es nun dem Urteil des VGH Baden-Württemberg. Dies sei mit höherrangigem Recht wie dem Grundgesetz vereinbar.
Die Stuttgarter Richter hatten der Pädagogin noch erlaubt, mit Kopftuch zu unterrichten - weil auch Nonnen in Ordenstracht an staatlichen Schulen zugelassen seien. Auf eine „etwaige Ungleichbehandlung“ zu drei Nonnen, die im Baden-Badener Vorort Lichtental an einer staatlichen Grundschule Unterricht erteilen, könne sich die Klägerin jedoch nicht berufen, heißt es in der Begründung des VGH. Ob das Tragen der Kopfbedeckung tatsächlich eine konkrete Gefahr für die Neutralität und den Schulfrieden hervorrufe, sei dabei unerheblich.
Das Kopftuch-Verbot gelte auch dann, wenn - wie in diesem Fall - die Lehrerin eine Beamtin auf Lebenszeit ist, „die seit zahlreichen Jahren unbeanstandet von Schülern und Eltern mit dieser Kopfbedeckung in der Schule tätig ist“.
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Ähm. Auf eine „etwaige Ungleichbehandlung“ zu drei Nonnen, die im Baden-Badener Vorort Lichtental an einer staatlichen Grundschule Unterricht erteilen, könne sich die Klägerin jedoch nicht berufen, heißt es in der Begründung des VGH. Wieso nicht? Was ist an den Nonnen so besonderes?
Das ist meiner Meinung nach ziemliche Heuchelei. Die Landesregierung (und das Gericht folgt dabei) beruft sich hier auf die Neutralitätspflicht der Schule, um dann an Ende genau diese Neutralität nicht zu gewährleisten.
Die Nonnen dürfen in ihrer Würdentracht unterrichten, männliche Religionslehrer, die gleichzeitig Geistliche sind, dürfen auch in ihrer Amtskluft unterrichten, nur der muslimischen Lehrerin verweigert man das Kopftuch?
Meiner Meinung nach sollte hier Gleichberechtigung herrschen. Entweder man verbietet religiöse Kennzeichen komplett order erlaubt sie für alle (würde ich vorziehen). Die Mitglieder einer Religion hier einer anderen vorzuziehen ist meiner Meinung nach unvertretbar.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von NineBerry: 18.03.2008 17:11.
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18.03.2008 12:31 |
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Alex B.
Geheimer Meister
Dabei seit: 14.07.2005
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RE: Kopftuchverbot für Lehrer an Schulen in BW |
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Zitat: |
Original von NineBerry
Ähm. Auf eine „etwaige Ungleichbehandlung“ zu drei Nonnen, die im Baden-Badener Vorort Lichtental an einer staatlichen Grundschule Unterricht erteilen, könne sich die Klägerin jedoch nicht berufen, heißt es in der Begründung des VGH. Wieso nicht? Was ist an den Nonnen so besonderes? |
Ganz ohne Wertung - mal (einfach unwissend) zwischengefragt:
Haben Nonnen eigentlich noch "private Outfits"?
Ich sehe diese in unseren kleinen Gemeinden bei der Gartenarbeit und selbst beim Ausüben von Sport immer in ihrer "Amts(?)tracht".
__________________ Hinweis:
www.darknightsfuturedays.de.ms - ist eine Tanzveranstaltung mit Hits aus dem "Schwarzen Bereich" - die Mischung setzt sich überwiegend aus Dark-/Goth-Rock, Elektro, Club-Classix, Future Pop & Wave zusammen. Je nach Gast-DJ gibt es auch Batcave, EBM, Mittelalter oder Noise.
Wem dies nicht zusagt, dem empfehlen wir, qualitativ höherwertige Veranstaltungen zu suchen & dort dann viel Spass!
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18.03.2008 12:43 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Auf taz finden sich einige mehr Hintergrundinfos:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/...Hash=233ef24a2d
Zitat: |
Die Nonnen von Lichtental hatten schon im Landtag eine Rolle gespielt. Der Union war es wichtig, nicht gegen sie vorgehen zu müssen. Im Gesetz wurde deshalb eine Klausel eingefügt, dass die Darstellung christlicher Kulturwerte und Traditionen nicht dem Schulgesetz widerspricht.
Doch schon ein Jahr später stellte das Bundesverwaltungsgericht klar, dass die Ordenstracht keine bloße Tradition sei, sondern wie das Kopftuch eine Glaubensbekundung.
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Hier zeigt sich klar die Absicht der Landesregierung, eine Religion der anderen vorzuziehen.
Zitat: |
Gestern nun argumentierte das Land, es könne nicht gegen die Nonnen vorgehen, weil man vertraglich gebunden sei. Als die Klosterschule von Lichtental in staatliche Regie überging, habe man zugesagt, dass Lehrkräfte aus dem Orden weiter unterrichten können. "Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten", sagte Winfried Kluth, der Vertreter des Landes. |
Es handelt sich also eindeutig um eine staatlichen Schule und die Nonnen sind als Vollzeitlehrerinnen an der Schule angestellt. Es ist ja nun auch so, dass sich Familien nicht freiwillig dazu entscheiden, ihre Kinder in diese Schule zu schicken. Bei Grundschulen entscheidet normalerweise schon allein aus praktischen Gründen die Lage, welche Kinder welche Schule besuchen.
Dann stellt sich auch noch die Frage, wo Mode aufhört und religiöse Symbolik anfängt. Würde ein Lehrer, der mit Undercut in der Schule erscheint, schon gegen das Gesetz verstoßen?
Zitat: |
Original von Chiropterus
Dieses deutliche Signal gegenüber den Moslems begrüße ich. Der Islam ist eine Religion die umfassende Toleranz und Dominanz fordert, aber selbige absolut niemand zugesteht. Darauf angesprochen regiert der Islam mit Gewaltdrohungen. Siehe Theo van Gogh, siehe Karikaturenstreit, siehe Sharia. |
Den Islam gibt es so wenig wie das Christentum. Wir haben in den letzten Jahrzehnten enorme Fehler gemacht, was die Integration der sogenannten Gastarbeiter angeht. Diese könnten jetzt bei der gerade heranwachsenden Generation von Einwanderer-Kindern zu Problemen führen. Diese Jugendlichen fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und entwickeln deswegen ein stärkeres Interesse für ihre angenommenen kulturellen Wurzeln.
Mir ist es viel lieber, diese Jugendlichen treffen in der Schule auf muslimische Lehrer, die als Vorbilder vorleben, dass westliche Werte mit dem Islam kompatibel sind, als dass diese Jugendliche ihre einzigen Informationen und Eindrücke über den Islam aus der arabisch finanzierten Koranschule erhalten.
@Alex: Wenn sie keine haben, müssen sie sich eben welche kaufen
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von NineBerry: 18.03.2008 13:16.
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18.03.2008 13:15 |
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Ich finde dieses Urteil absolut unangemessen...
Es gibt schließlich auch genug Schulen, an denen Kreuze im Klassenzimmer
hängen usw.
Schade, dass die meisten betroffenen nicht das Geld haben, bis vor den EuGH oder das Bundesverfassungsgericht zu gehen. Denn da bekämen sie sicher recht...
__________________ Teach me war!
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18.03.2008 13:37 |
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DaD.SmurF
Geheimer Meister
Dabei seit: 13.01.2008
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Solange es Christen nicht oder nur sehr schwer möglich ist, in islamistischen Ländern eine Gemeinde/Schule/etc aufzubauen oder zu leiten, finde ich dieses Urteil angemessen.
Trotz allem sind wir im christlichen Abendland, das auch deutsche Werte und Traditionen geprägt hat. Als Ausländer muss man sich in der ganzen Welt anpassen, nur nicht in Deutschland.
__________________ Wer sagt er mag den Sonnenschein, der hat noch nicht im Regen getanzt!
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18.03.2008 13:57 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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@Goosebump: Ich lese normal die taz nicht. Ich bin nur zufällig bei der Recherche nach den Hintergründen dieses Urteils auf den Artikel in der taz gestoßen. Meine Meinung hatte ich schon vorher und sicher nicht von der taz
Die Fehler zeigen sich schon an der Verwendung des Begriffs Gastarbeiter. Konkreter und wichtigster Fehler: In der Vergangenheit zu wenig Druck auf Einwanderer, Deutsch zu lernen und die Staatsbürgerschaft zu erwerben.
Zitat: |
Original von DaD.SmurF
Solange es Christen nicht oder nur sehr schwer möglich ist, in islamistischen Ländern eine Gemeinde/Schule/etc aufzubauen oder zu leiten, finde ich dieses Urteil angemessen. |
Das ist kein passender Vergleich. Hier soll ja keine muslimische Schule aufgebaut werden. Eine Lehrerin will lediglich ihre persönliche Kleidung frei wählen können. Und du willst ja wohl kaum eine arabische Theokratie als Vorbild für Deutschland verwenden?! Wir legen ja gerade so viel Wert darauf, eine Gesellschaft zu sein, die persönliche Freiheiten gewährt.
Zitat: |
Original von DaD.SmurFTrotz allem sind wir im christlichen Abendland, das auch deutsche Werte und Traditionen geprägt hat. |
Also ich lege keinen Wert darauf, in einem christlichen Abendland zu leben. Die Freiheiten unserer Gesellschaft stammen nicht aus dem Christentum, sondern wurden immer gegen die Unterdrückung der Kirche erkämpft.
Die Gesetzgebung des Landes BW speziell gegen Muslime ist Ergebnis des Einflusses, den die christliche Kirche leider noch immer auf die Politik besitzt. Und eine solche Politik wird sich als Bumerang erweisen. Unterscheidungslose Stimmungsmache gegen den Islam wird zur Herausbildung einer stark radikalisierten Generation von Einwanderer-Kindern führen. Die erfolgversprechendere Politik ist eine, die einen gemäßigteren Islam fördert und deutlich macht, dass alle Religionen gleichermaßen keine Einfluss auf die Politik haben dürfen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von NineBerry: 18.03.2008 14:24.
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18.03.2008 14:23 |
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alexiel
~kleiner engel fluegellos~
Dabei seit: 09.01.2005
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@ Alex ... Klar, die meinsten Ordnesfrauen haben noch zivile Kleidung aber sie tragen sie, sofern sie sich fuer den Habit entschieden haben "nur" dann, wenn sie der Habit in Gefahr bringt, oder er unpraktisch ist. z.B. beim Sport, oder aehnlichem ...
@ Chiro: Denkst du jemand darf nur deswegen in D unterrichten, weil der Ordensfrau ist? ... Ich kenne Ordensfrauen, die Unterrichten, aber die sind sehr wohl Paedagoginnen, haben studiert, ihr Referendariat gemacht und kamen erst danach in den Genuss unterrichten zu duerfen. Ebenso die maennlichen Religionslehrer. Selbst wenn sie von der Kirche angestellt sind und nicht vom Staat muessen sie ein fertiges Studium vorweisen und das Referendariat machen. Kein Mensch darf ohne diese Ausbildung unterrichten und jeder, der sie durchlaufen hat ist ein richtiger Lehrer! ... Ich weiß nicht, woher du deine Infos hast, aber sie entsprechen nicht der
Realitaet!
@DaD.Smurf: ich sehe das aehnlich wie du...
Ich denke, auch in unserer saekularisierten Gesellschaft darf es sein, dass man sieht welche Religion unsere Gesellschaft gepraegt hat und woraus unsere Werte und Normen entstanden sind. Ich finde es gut, wenn in den Schulen Menschen unterrichten, denen man ansieht, dass sie glaeubige ChristInnen sind.
__________________ Kellerkind
„Da mihi animas, caetera tolle”
Gen 14,21
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18.03.2008 14:37 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Zitat: |
Original von alexiel
Ich denke, auch in unserer saekularisierten Gesellschaft darf es sein, dass man sieht welche Religion unsere Gesellschaft gepraegt hat und woraus unsere Werte und Normen entstanden sind. Ich finde es gut, wenn in den Schulen Menschen unterrichten, denen man ansieht, dass sie glaeubige ChristInnen sind. |
Und wieso nicht gläubige Muslime?
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18.03.2008 14:42 |
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