Kopftuchverbot für Lehrer an Schulen in BW |
Raistlin
Battlesheep > Battleship
Dabei seit: 06.01.2005
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20.03.2008 20:10 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Zitat: |
Original von Raistlin
Again: Beim Kopftuch geht es nicht gegen die Religion, sondern gegen ein Symbol der Unterdrückung der Frauen. Das kann man weder von Nonnen noch Priestern behaupten. |
Im Gesetz steht aber "religiöse Bekundung".
Und überhaupt: Wenn eine erwachsene Frau, die aus eigenem Entschluss zum Islam konvertiert ist, dann freiwillig ein Kopftuch tragen will und dieses Recht sogar vor Gericht verteidigt, kann man wohl auch kaum von Unterdrückung sprechen.
Und wieso ist die Nonnentracht kein Zeichen der Unterdrückung der Frau? Der Mönch muss seine Haare nicht bedecken, die Nonne wohl. Wo also liegt der Unterschied?
Zitat: |
Original von Raistlin
darf ich dich erinnern, dass sowohl die Ordenstracht der Nonnen, als auch der Habit von Ordensmaennern und der Talar bzw. heute der Roemerkragen von Priestern eine sehr lange Tradition in unseren Schulen haben. |
Das hat der Rohrstock auch. Und wir können gut auf ihn verzichten.
Zitat: |
Original von Raistlin
Die ersten Schulen bzw. damals eher Internate waren von Nonnen und Moenchen gefuehrt und ohne sie haette das "arme" Volk, dass sich keine Privatlehrer leisten konnte niemal eine Schulbildung bekommenen.
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Legende. Klosterschulen dienten ursprünglich nur zum Heranziehen des Klosternachwuchses. Unterricht an andere (adelige) Kinder wurde nur gegen Bezahlung zur Aufbesserung der eigenen Finanzen angeboten.
Politik der katholischen Kirche war es schon immer, die Masse der Bevölkerung, folgend der Ethik der Bergpredigt, möglichst ungebildet zu lassen.
Tatsächliche "Schulen für alle" kamen erst zusammen mit dem Humansimus und der Reformation auf.
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20.03.2008 20:31 |
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alexiel
~kleiner engel fluegellos~
Dabei seit: 09.01.2005
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Obwohl die beiden Zitate von mir faelschlicherweise dem armen Raistlin in die Schuhe geschoben worden sind antworte ich trotzdem ...
Klar, ueber Schulen und Internate kann man gut Nachwuchs ranziehen. Ich sehs bei den Salis. Die Salis, die damals im Internat in Buxheim waren sind ne andere Generation Salis, als die die nicht als Kindern von Salis erzogen worden sind ...
@ Rohrstock: Soweit ich informiert bin gibt es Schlaege in der Paedagogik Don Boscos nicht und er selber schlug seine Jungen auch nicht. Klar gab es auch Klosterschulen und von Orden gefuehrte Internate in denen geschlagen wurde, aber es gab eben auch die anderen Einrichtungen, die vorbildlich gefuehrt waren und wo Jugendliche ohne Chance endlich eine Chance bekommen haben.
Man kann der Kirche nicht vorwerfen, dass sie die Glaeubigen moeglichst dumm halten wollte. Wo wenig Bildung vorhanden ist kann man auch nicht von jetzt auf gleich viel veraendern.
Deutlich wird am momentanen Kurs der Kirche, dass sie Schulen in Laendern aufbaut, in denen es eigentlich keine Schulen gibt, weil die sich keiner der Bewohner leisten kann. Durch diese oft kirchlich gefoerderten Schulen koennen auch Kinder eine Schulbildung bekommen, deren Eltern zu arm sind um Schulgeld zahlen zu koennen!
Außerdem bauten kirchliche Institutionen die Armenfuersorge auf und damit unser heute leider nur noch verstuemmeltes Sozialsystem.
Meine vorerst letzten Worte zu diesem Thema ... ich geh nun in die Oelbergstunden der Salis
Ina
__________________ Kellerkind
„Da mihi animas, caetera tolle”
Gen 14,21
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20.03.2008 22:56 |
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AntiChris
Hermaphrodit
Dabei seit: 02.07.2006
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Bei uns an der Hochschule laufen zwei junge, kopftuchtragende Damen herum. Sieh sehen nicht so aus als würden sie das kopftuch gezwungenermaßen tragen. Sie sehen auch nicht aus als seien sie unterdrückt.
Vielmehr tragen sie es sehr selbstbewust als Teil ihrer regulären Kleidung, die nicht omamäßig, sondern sehr modisch aussieht.
Die Frage die sich mir nach wie vor stellt ist:
1. Fall: Frau trägt Kopftuch, Kopftuch ist ein religöses Symbol.
2. Fall: Frau trägt Kopftuch, Kopftuch wird getragen weil Frau es will.
Darf dann Frau 1 nicht als Lehrein arbeiten, Frau 2 darf aber als Lehrerin ein Kopftuch tragen, weil Sie es nicht aus religöser überzeugung trägt?
Weiterhn wär noch zu bedenken, dass eine Frau mit Prinzipien, die aus Überzeugung ihren Glauben auslebt und Lehrerin ist vielleicht ein besseres Vorbild für heranwachsende ist als ein stinke fauler, schwer bekloppter, unangagierter Lehrer, dem alles egal ist und der froh ist wenn er Freitags dann schon um 13h nach Hause darf...
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22097969234DM170ABRh+RK
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21.03.2008 01:33 |
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SolNoir
Meister
Dabei seit: 20.03.2008
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Zitat: |
Original von AntiChris
Weiterhn wär noch zu bedenken, dass eine Frau mit Prinzipien, die aus Überzeugung ihren Glauben auslebt und Lehrerin ist vielleicht ein besseres Vorbild für heranwachsende ist als ein stinke fauler, schwer bekloppter, unangagierter Lehrer, dem alles egal ist und der froh ist wenn er Freitags dann schon um 13h nach Hause darf... |
weder politik noch religion hat in der lehre etwas zu suchen. aber ich glaube, darum geht es in dieser debatte auch gar nicht, denn kruzifixe dürfen weiterhin um den hals getragen werden. auch wird politische propaganda an schulen und hochschulen geduldet. erst gestern hat ein prof bei einem freund während der vorlesungen gegen "die linke" gewettert, dass die keine ahnung von wirtschaftswissenschaft hätten usw...
das mit dem kopftuch passt mir zu sehr in die anti-islambewegung die seit einiger zeit immer schärfer wird. als ob die schulen und schüler nicht andere probleme wie überlastung, alte lehrer, mangelnde pädagogische kompetenz und minderwertige techn. ausstattung haben...
__________________ Gothic
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21.03.2008 01:41 |
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Raistlin
Battlesheep > Battleship
Dabei seit: 06.01.2005
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Zitat: |
Original von AntiChris
Bei uns an der Hochschule laufen zwei junge, kopftuchtragende Damen herum. Sieh sehen nicht so aus als würden sie das kopftuch gezwungenermaßen tragen. Sie sehen auch nicht aus als seien sie unterdrückt.
Vielmehr tragen sie es sehr selbstbewust als Teil ihrer regulären Kleidung, die nicht omamäßig, sondern sehr modisch aussieht.
Die Frage die sich mir nach wie vor stellt ist:
1. Fall: Frau trägt Kopftuch, Kopftuch ist ein religöses Symbol.
2. Fall: Frau trägt Kopftuch, Kopftuch wird getragen weil Frau es will.
Darf dann Frau 1 nicht als Lehrein arbeiten, Frau 2 darf aber als Lehrerin ein Kopftuch tragen, weil Sie es nicht aus religöser überzeugung trägt?
Weiterhn wär noch zu bedenken, dass eine Frau mit Prinzipien, die aus Überzeugung ihren Glauben auslebt und Lehrerin ist vielleicht ein besseres Vorbild für heranwachsende ist als ein stinke fauler, schwer bekloppter, unangagierter Lehrer, dem alles egal ist und der froh ist wenn er Freitags dann schon um 13h nach Hause darf... |
Ja, da begehst du aber einen Denkfehler: Wenn das Kopftuch nicht als religiöses Symbol getragen wird, greift eben auch das Pro-Argumentation mit der religiösen Selbstverwirklichung nicht.
Wer das nur als Mode trägt, hat sowieso kein Recht es in der Schule zu tragen. Das gilt auch für Kappen, Hüte, etc. - Kopfbedeckungen sind abzunehmen. Das Argument der Religion war ja das Einzige, das eine Debatte über die Zulässigkeit von Kopfbedeckungen überhaupt ermöglicht hat.
__________________ Ey yo, frisches Magazin, Business Waffendeals
Und wir lassen Fetzen fliegen so wie Disneys Aladdin
Ich bin betrügerisch, bei Drugdeals mit dir fühl' ich mich
Ähnlich wie ne Hausfrau, denn ich zieh den Lappen übern Tisch!
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21.03.2008 01:45 |
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miniversum
Ritter der Sonne
Dabei seit: 19.06.2007
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Zitat: |
Original von NineBerry
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Original von miniversum
Jetzt mal ganz ab von jeklicher Religionsdiskusion.
Ist es nicht so das Lehrer neutral unterrichten sollen ohne ihre eigene Meinung mit einfliesen zu lassen? Egal zu welchem Thema und ob ihnen persönlich das nun gefällt oder nicht? Es sind also weder politische, noch religiöse vorlieben hervorgehoben werden. |
Natürlich. Die Frage ist doch aber, wo das anfängt. Steckt hinter einem Kopftuch wirklich eine politische/religiöse Aussage?
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Das ist ja dann egal ob es eine politische Aussage ist oder nicht. Es geht ja darum das Lehrer neutral sein sollen. Egal worum es geht. Wenn sie es mal "ausversehen" nicht sind müssen sie es aber werden wenn man sie mal rauf hinweist. Das war vor ein paar jahren mit der Scientology-Untersuchung genauso. Lehrer müssen die Meinung des Staates vertreten, auch wenns, wie damals, peinlich für sie wird.
__________________ "Alles, was lebt, bewegt sich. Und andersrum."
(Barbara Morgenstern)
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21.03.2008 10:40 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Zitat: |
Original von Raistlin
Ja, da begehst du aber einen Denkfehler: Wenn das Kopftuch nicht als religiöses Symbol getragen wird, greift eben auch das Pro-Argumentation mit der religiösen Selbstverwirklichung nicht.
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Nein, du begehst einen Argumentationsfehler
AntiChris hat zwei verschiedene Argumente gebracht, die beide nebeneinander stehen können.
Die erste Frage besteht darin, ob ein Kopftuch immer als religiöses Symbol getragen wird. Darauf gehe ich dann weiter unten nochmal ein.
Die zweite betrifft den Fall, dass es als religiöses Symbol getragen wird. Und hier hat SolNoir den Nagel auf den Kopf getroffen. Es findet zur Zeit eine Ungleichbehandlung statt, die nicht zu tolerieren ist.
Zitat: |
Original von Raistlin
Wer das nur als Mode trägt, hat sowieso kein Recht es in der Schule zu tragen. Das gilt auch für Kappen, Hüte, etc. - Kopfbedeckungen sind abzunehmen. Das Argument der Religion war ja das Einzige, das eine Debatte über die Zulässigkeit von Kopfbedeckungen überhaupt ermöglicht hat. |
Wieso dürfen dann die Nonnen eine Kopfbedeckung tragen? Wo gibt es denn bitte ein Gesetz, das sagt, dass Lehrer im Unterricht keine Kopfbedeckung tragen dürfen? Und wozu sollte das gut sein? Willst du dann auch gleich Ohrringe verbieten? Und Halsketten? Und Frauen müssen Röcke tragen? Und Zöpfe werden auch nicht geduldet? Wo ist denn eine Liste, was alles gestattet ist und was nicht?
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21.03.2008 14:36 |
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Mulciber
The horror! The horror!
Dabei seit: 17.06.2006
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21.03.2008 14:44 |
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NineBerry
Inquisitor-Meister
Dabei seit: 28.02.2005
Themenstarter
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Irgendwie verwandt. Natürlich kann man das nicht direkt vergleichen, da zwei verschiedene Bundesländer, aber schon interessant, wie die Mehrheitspolitiker hier Partei für eine Religion nehmen.
Vor allem beachtlich finde ich
Zitat: |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer bewerteten vor allem die Gleichsetzung von Kreuz und Kopftuch als skandalös. Das Kopftuch sei ein Symbol der Unterdrückung. Christliche Traditionen hingegen seien fester Bestandteil "unserer Alltagskultur", sagte Haderthauer dem Münchner Merkur. |
Hier der komplette Artikel:
Zitat: |
Die Kritik am Parteitagsbeschluss der bayerischen Grünen zum Verbot aller Religionssymbole in Klassenzimmern reißt nicht ab. Die Grünen hatten sich vergangenes Wochenende auf ihrem Parteitag in Augsburg dafür ausgesprochen, Symbole wie Kreuz, Kopftuch oder Nonnentracht aus bayerischen Schulen zu verbannen.
Nun haben sich die Spitzen der beiden großen Kirchen dazu geäußert: "Wir erkennen darin einen Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit", schreiben etwa der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich und die Synodalpräsidentin Dorothea Deneke-Stoll in einer Mitteilung. Die Forderung müsse unverzüglich korrigiert werden.
"Unvereinbar ist der Beschluss zudem mit den obersten Bildungszielen der Bayerischen Verfassung, zu denen die Ehrfurcht vor Gott und die Achtung vor religiöser Überzeugung zählen", so Friedrich und Deneke-Stoll weiter. Das sogenannte Kruzifix-Votum der Oppositionspartei im Landtag vom vergangenen Wochenende fördere ein Klima der Intoleranz, Unfreiheit und Religionsfeindlichkeit.
Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx: Wer gläubige Menschen auf diese Weise vor den Kopf stoße, stelle sich selbst ins "gesellschaftliche und politische Abseits". Der Vorgang zeige, dass es bei den Grünen nach wie vor ein "ungeklärtes Verhältnis zu Glaube und Religion und ihrer öffentlichen Bedeutung" gebe. Die Forderung ziele auf eine "Kultur des Areligiösen", die das Christentum von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausschließen und Bayern von seinen geistigen Wurzeln abschneiden wolle.
Heftige Kritik an dem Beschluss der Grünen kam auch von mehreren Kabinettsmitgliedern, von Lehrerverbänden und der SPD-Fraktion im Landtag. So etwa bezeichnete deren Chef Franz Maget die Grünen-Forderung als "daneben" und sprach von einem "Fehler". Kruzifixe in öffentlichen Gebäuden seien eine Selbstverständlichkeit, an der niemand Anstoß nehme, betonte Maget. Es sei "unsinnig", hierüber jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen.
Auch die CSU polterte mit: Von einer "kaum nachvollziehbaren Wut auf alle möglichen Symbole von Religion und Tradition in unserem Land" sprach der CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Georg Schmid. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer bewerteten vor allem die Gleichsetzung von Kreuz und Kopftuch als skandalös. Das Kopftuch sei ein Symbol der Unterdrückung. Christliche Traditionen hingegen seien fester Bestandteil "unserer Alltagskultur", sagte Haderthauer dem Münchner Merkur.
Die Grünen indes hatten ihre Forderung wiederholt als ein Gebot der Toleranz verteidigt. Denn - so die Argumentation - keine Religion dürfe hochwertiger sein als die andere. Das Votum des Parteitags stehe auch auf der Grundlage der Verfassung, weil damit die Gleichbehandlung der Religionen eingehalten werde: "Wenn ein Kopftuch nicht zulässig ist, ist auch Nonnentracht nicht zulässig", hatte Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause bekräftigt.
Auf ihrem Augsburger Parteitag am vergangenen Wochenende hatten die Delegierten der Grünen mehrheitlich dafür gestimmt, alle religiösen Symbole aus Bayerns Schulen zu Verbannen. Im Programmentwurf für die bayerische Landtagswahl im Herbst heißt es, die Religionsfreiheit von Schülern könne am besten geschützt werden, wenn sich die Neutralität der Lehrer auch in ihrem Erscheinungsbild niederschlage.
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http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/243/179691/
Bemerkenswert, dass es immer noch als selbstverständlich betrachtet wird, wenn Kruzifixe in öffentlichen Gebäuden hängen, obwohl aktuellen Zahlen nach schon über 40% der Bundesbürger nicht mehr zu einer der beiden großen Kirchen gehören.
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11.06.2008 22:00 |
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