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Geschrieben von Graf Rabe am 03.04.2011 um 14:02:

 

Ja, unser Schulsystem ist sehr durchlässig. Nach unten.
Mir sind weitaus mehr Leute bekannt, die den Weg Gymnasium->Realschule und/oder Realschule->Hauptschule vollzogen haben, als Leute die von der Realschule auf das Gymnasium gewechselt sind.
Nach der Hauptschule auf Werkreal ist dagegen kein Problem, weil das so vorgesehen ist und zusammen passt. Von der Realschule auf das Gymnasium zu wechseln ist jedoch ungleich schwieriger, weil sich die Konzepte schon stark unterscheiden.
Wer auf die Realschule geht, für den ist klar, dass hier auf "mittlere Reife" hingearbeitet wird. Wer aufs Gymnasium geht, dem wird ganz klar gesagt, dass hier das Ziel "Abitur" ist und man danach bitte studieren möge. Alles was von diesen vorgesehenen Wegen abweicht ist mit deutlichem Mehraufwand (anderer Lernstoff muss zusätzlich erarbeitet werden, die Peergroup geht verloren, ...) verbunden.
Das ist schade, da es auf den Realschulen wirklich viele schlaue Köpfe gibt, deren Potenzial nicht ausgeschöpft wird, weil sie diesen Wechsel scheuen.

Es gibt sicherlich verschiedene Befähigungen, was das Lernen und Denken angeht. Aber doch nicht im Schema "Gut - Mittel - Schlecht".
Wer in Mathe (ziemlich ausschlaggebend für die Schulempfehlung) sehr gut ist, hat prima Chancen aufs Gymnasium zu kommen. Wer hier bereits in der vierten Klasse schlecht ist, darf sich tendentiell mit Realschule und Hauptschule abfinden. Ob dieses Kind eventuell geniale Fähigkeiten in anderen Bereichen hat, wird vollkommen außer Acht gelassen.
Wer in Mathe gut ist, wird auf dem Gymnasium in Mathe wenig Probleme haben. Aber wie sieht es mit anderen Fächern aus? Das selbe Kind bräuchte in Deutsch und Kunst/Kreativitätstechniken womöglich eine gesonderte Förderung, weil es dort nicht sonderlich gut ist. Stattdessen wird angenommen, dass es als Gymnasialschüler auch dort entsprechende Fähigkeiten besitzt.

Unser Schulsystem ist starr, auch wenn immer wieder die theoretische Durchlässigkeit hervorgehoben wird. Die Durchlässigkeit bringt nichts, wenn sie ein angeordnetes Konzept ist, welches nicht auf die sozialen und psychologischen Bedürfnisse der Kinder eingeht.

Was die "Empfehlung" angeht: Auch wenn dieses Ding "Empfehlung" heißt muss man sich klar machen, dass:
1. Die meisten Kinder dann eben auf diese Schule gehen. Eine Abweichung geschieht bestenfalls noch eine Stufe nach unten.
2. Die Lehrer können auch nur abschätzen, welche Empfehlung wohl irgendwie halbwegs passend ist. Die zukünftige Entwicklung der Kinder lässt sich eben nur grob aschätzen.



Geschrieben von Raistlin am 03.04.2011 um 14:06:

 

Jeder mit einem Durchschnitt von 3,0 (!) kann nach der Realschule problemlos auf ein fortführendes Gymnasium gehen. Ich habe das so gemacht, meine Schwester hat so das gemacht, ganze Klassen machen das so.

Die Behauptung, es wäre schwer von der Realschule aufs Gymnasium zu kommen, ist also hier in BW völliger Unsinn.

Dazu auch folgende Aussage von Wilfired Bos, Leiter der IGLU-Studie: "Schüler müssen von der Hauptschule leichter in die Realschule und von dort leichter aufs Gymnasium wechseln können. Baden-Württemberg geht hier mit gutem Beispiel voran."



Geschrieben von Kassandra am 03.04.2011 um 22:07:

 

Raistlin - nur mal so als Einwurf - an meiner Schule mit immerhin 1400 Schülern gibt es in J1 niemanden, der von der Realschule kommt... an den allgemeinbildenden Gymnasien ist die Quote von Realschülern, die hoch wechseln, katastrophal niedirg...



Geschrieben von Raistlin am 03.04.2011 um 22:38:

 

Allgemeinbildende Gymnasien haben auch das Problem, dass dort Klassen schon seit Jahren bestehen. Hier neue Realschüler in der Oberstufe zu integrieren, die i.d.R. weniger Vorkenntnisse besitzen, als eben jene, die von Anfang an auf dem Gym sind, ist eher schwer.
Dafür gibt es aber genug Alternativen in Form spezieller Oberstufengymnasien, die auch darauf speziallisiert sind ehemalige Realschüler in der 11ten auf das Abitur vorzubereiten. Das ist für die Schüler wesentlich angenehmer, da sie dadurch nicht direkt mit dem höheren Niveau überfordert werden. Zumal man hier auch eher nach Interessen entscheiden und Schwerpunkte gezielt setzen kann: Z.B. Wirtschaftsgymnasien, Agrarwissenschaftliches Gymnasium, Technisches Gymnasium, etc.



Geschrieben von Kassandra am 03.04.2011 um 22:48:

 

Och du, meine J1er sind auch mit dem höheren Niveau überfordert ;-)
Von daher wäre der Sprung nicht so krass... warten wir ab, wenn die Grünen endlich das blöde G8 abschaffen, wird's auch für die RSler wieder leichter, wenn die dann auch die 11 bei uns machen können...



Geschrieben von noisehammer am 04.04.2011 um 00:05:

 

ich gehöre z.b. zu denen, die Real gemacht haben und dann auf das TG gewechselt sind lächelt
und auf dem TG waren fast alle Realschüler.. bin mir nich mehr ganz sicher, aber jedenfalls sehr viele... schon 10 jahre her :gruebel (wie die zeit rumgeht....)

ich erinnere mich noch sehr gut an die 4te klasse grundschule.
da gabs am schluss diese orientierungsprüfungen in mathe.
ich hatte die volle kanne verhauen.... in der ersten ne 4.5 und die zweite
ne 5.0 LOL! ich weiß noch genau wie meine mutter im flur das matheheft voll auf den boden geknallt hat...

letztendlich hats dann doch nur für die Real gereicht.
Dann kam der Druck von meinen Eltern. Schwupdiwup hatte ich ne 2,0 in mathe, in der 10ten klasse sogar fast ne eins. Kunst, Mathe und Englisch waren meine besten Fächer.
wir hatten auch noch einige etwas strenge Lehrer, vor allem der Rektor und Conrektor. Kollektives Aufstehen wenn der Lehrer reinkommt. Und wehe einer hatte die Hausaufgaben nicht lächelt Aber sie waren alle trotzdem sehr fair.
Letztendlich war das eine Realschule, die gute Vorraussetzungen geschaffen hat für ein entsprechendes Gymi. Wie die Allgemeinheit dagegen aussieht, weiß ich nicht. Ich vermute, dass es aufm Land vielleicht eher besser ist, als in ner Stadt.

Aufm TG merkte ich aber speziell in Mathe dann doch den nochmal angestiegenen Schwierigkeitsgrad. Hatte mich aber nach einer kurzen Flaute dann wieder gefangen...

Naja, und heute bin ich Elektronikingenieur zwinkert


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