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Geschrieben von Chiropterus am 29.11.2008 um 14:46:

 

Steiner lebte nicht in der Antike, er hätte es besser wissen können. Die Medizin war auch in den 1920er Jahren so weit, dass man in anatomischen Handbüchern die Gehirngröße hätte ermitteln können. Steiner hat sich trotzdem dazu hinreißen lassen absolute Gülle zu verzapfen. Damit halte ich ihn nicht für sehr lesenswert, höchstens um mich an seiner abstrusen Theorie humoristisch zu erfreuen.

Oder wie passt es in die Philosophie des Herrn Steiner dass er von Ariern und Negern spricht ? Meines Wissens nach war es die Aufklärung die die Gleichheit des Menschen als eines ihrer Grundmotive kennt, Steiner scheint es ja damit nicht so sehr zu haben.

Und die zitierte Stelle zum Antisemitismus ist nicht deswegen problematisch weil sie von Juden spricht, sondern weil das Judentum nicht als Religion sondern als etwas anderes betrachtet wird und von "Folgen" die kommen sollen. Aus dem Konzext gerissen ist es schwierig zu interpretieren, aber die Stelle könnte auch 1:1 aus "Mein Kampf" sein. Es wäre natürlich interessant eine Begriffskläng vorzunehmen was Steiner überhaupt unter "Judentum" versteht und welche Folgen warum eintreten sollen. Auch wäre es nett die Stelle zu sehen die den Antisemitismus relativiert.

Aber wie ich auf der Seite der Steiner-Gesellschaft ? lese, wird die Debatte dort auch geführt. Es gibt einen Artikel der gerade die problematischen Stellen bespricht. So harmlos ist Steiners rassistisches Gedankengut nicht.

Aber mir fallen Parallelen zu Heidegger auf. Ob man ihn lesen soll, wird auch immer wieder gefragt. Heidegger war glühender Nazi, seine Philosophie ist frei davon. Steiner scheint bekennender Rassist zu sein. Vielleicht hat er trotzdem etwas sinnvolles zustande gebracht.



Geschrieben von [robson] am 29.11.2008 um 15:58:

 

Zitat:
Oder wie passt es in die Philosophie des Herrn Steiner dass er von Ariern und Negern spricht ? Meines Wissens nach war es die Aufklärung die die Gleichheit des Menschen als eines ihrer Grundmotive kennt, Steiner scheint es ja damit nicht so sehr zu haben.


Der ewige Reflex. Wenn einer "Neger" und "Arier" sagt, ist er gleich ein Nazi, fantastisch. Wenn man sich die Diskussion der Zeit um das Begriffspaar "arisch - semitisch" anschaut, sieht, dass der Begriff "arisch" durchaus nicht immer der ist, wie ihn die Nazis später instrumentalisieren, sondern v.a. auf Römer und Griechen etc. angewendet wird.

Zu "Negern" vgl. auch z.B. Nietzsche:

Zitat:
Wenn es wahr ist, was man jetzt des Bestimmtesten behauptet, daß die Ursache des schwarzen Hautpigments nicht im Lichte zu suchen sei: könnte es vielleicht die letzte Wirkung häufiger und durch Jahrtausende gehäufter Wutanfälle sein (und Blutunterströmungen der Haut)? Während bei anderen intelligenteren Stämmen das ebensohäufige Erschrecken und Bleichwerden endlich die weiße Hautfarbe ergeben hätte? – Denn der Grad der Furchtsamkeit ist ein Gradmesser der Intelligenz: und sich oft der blinden Wut überlassen das Zeichen davon, daß die Tierheit noch ganz nahe ist und sich wieder durchsetzen möchte. – Braun-grau wäre also wohl die Urfarbe des Menschen – etwas Affen- und Bärenhaftes, wie billig.


Zitat:
Die Medizin war auch in den 1920er Jahren so weit, dass man in anatomischen Handbüchern die Gehirngröße hätte ermitteln können. Steiner hat sich trotzdem dazu hinreißen lassen absolute Gülle zu verzapfen. Damit halte ich ihn nicht für sehr lesenswert, höchstens um mich an seiner abstrusen Theorie humoristisch zu erfreuen.


Ja, "hätte". Wenn man meint, die Empirie durch die eigene Wahrnehmung gepachtet zu haben, macht man das aber nicht. Die Anthroposophie Steiners ist nicht streng wissenschaftlich ausgerichtet. Dass hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe mit der Anthroposophie absolut nichts am Hut, halte sie aber für erklär- und verstehbar auch in ihren Abstrusitäten.

Zitat:
Und die zitierte Stelle zum Antisemitismus ist nicht deswegen problematisch weil sie von Juden spricht, sondern weil das Judentum nicht als Religion sondern als etwas anderes betrachtet wird und von "Folgen" die kommen sollen. Aus dem Konzext gerissen ist es schwierig zu interpretieren, aber die Stelle könnte auch 1:1 aus "Mein Kampf" sein. Es wäre natürlich interessant eine Begriffskläng vorzunehmen was Steiner überhaupt unter "Judentum" versteht und welche Folgen warum eintreten sollen.


Also erstmal sollte man natürlich vernünftig lesen, da steht nix von Folgen die kommen "sollen", sondern von solchen, die bereits eingetreten sind(!).
Alles, was ich bisher sagte, zielt ja darauf ab, dass man erstmal versuchen sollte, ihn zu verstehen. Es nützt dabei gar nichts, unseren Standpunkt, der nicht zuletzt durch den zweiten Weltkrieg so davon geprägt ist, Fragen nach "Rassen", einem wie auch immer gearteten kulturellen "Geist" etc. abzulehnen, auf Steiner anzuwenden, da ist man einfach auf dem Holzweg und begeht letztlich denselben Fehler wie Steiner, der versucht, sein Geschichtsbild auf die Geschichte abzubilden. Auch wir sind nicht frei von Fehlurteilen.

Zitat:
Aber mir fallen Parallelen zu Heidegger auf. Ob man ihn lesen soll, wird auch immer wieder gefragt. Heidegger war glühender Nazi, seine Philosophie ist frei davon.


Natürlich sollte man sie alle lesen, Aristoteles, auch wenn er Sklaverei für gerechtfertigt hält, Heidegger, der mit der NSDAP sympathisiert, und auch Steiner, damit man merkt - wie Safranski es so schön audrückt - ...

Zitat:
Bildung allein war kein ausreichendes Bollwerk gegen den Extremismus. Und letzteres gehört wohl zu den schmerzhaftesten Lehren des 20. Jahrhunderts: Kultur ist keine hinreichende Bedingung für politische Vernunft. Man kann Beethoven und Bach andächtig hören, man kann Schiller und Goethe verehren - und gleichzeitig die entsetzlichsten Verbrechen an Mitmenschen begehen.



Geschrieben von Coal Black Smith am 08.01.2009 um 00:13:

 

Zitat:
Original von [robson]
Der ewige Reflex. Wenn einer "Neger" und "Arier" sagt, ist er gleich ein Nazi, fantastisch. Wenn man sich die Diskussion der Zeit um das Begriffspaar "arisch - semitisch" anschaut, sieht, dass der Begriff "arisch" durchaus nicht immer der ist, wie ihn die Nazis später instrumentalisieren, sondern v.a. auf Römer und Griechen etc. angewendet wird.


Gut konditioniert eben. zwinkert


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