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Geschrieben von messias am 28.11.2008 um 01:52:

  Rudolf Steiner - Philosoph? Prophet? Rassist? Auf jeden Fall Antroprosoph..

Wer nicht weiß wer Rudolf Steiner ist: ein paar Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner

http://www.rudolf-steiner.de/s9y/

http://www.goetheanum.org/

Im Nachhinein einer der Zweifelhaftesten Charaktere meinerr Kindheit.
Ich selbst war einige Jahre auf der Waldorfschule und hatte immer ein zwiespältiges Verhältnis zu Rudolf Steiner und zwar nicht nur weil unsere Lehrerin mal gefragt wurde "Warum hat Rudolf Steiner eigtl. seine erste Schule für die Kinder der Arbeiter einer Tabakfirma eröffnet? Und warum zum Teufel dann auch noch praktisch darin?"
Seit der Antwort darauf: "Man wusste eben früher noch nicht so genau über die Schäden von Tabak bescheid" Fand ich Rudolf Steiner eigtl immer eher belustigend als ernst zu nehmend oder gar bedrohlich

Viele Aspekte wie der hohe Wert von Kunst und Philosophie grade in den Waldorfschulen haben mir eigentlich immer gefallen. Jeder der einmal in einer Waldorfschule oder Kindergarten war wird die besondere Ästhetik bemerkt haben in der absichtlich Rechte Winkel vermieden oder im Idalfall ganz verzichtet werden. Im Gegensatz dazu (nicht nur wegen den fehlenden "rechten" Winkeln ^^) sind seine (manche sagen streitbare ich sage eindeutig) rassistischen Äußerungen oder auch seine Einstellung zu Körperlicher Züchtigung an Kindern.
Einige Beispiele zu ersterem bevor es hoffentlich ganz viele Beiträge dazu gibt:

Zitat:
Zitat von Rudolf Steiner
Diese Schwarzen in Afrika haben die Eigentümlichkeit, dass sie alles Licht und alle Wärme vom Weltraum aufsaugen. (...) Und dieses Licht und diese Wärme im Weltraum, die kann nicht durch den ganzen Körper durchgehen, weil ja der Mensch immer ein Mensch ist, selbst wenn er ein Schwarzer ist. (...) Da muss etwas sein, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das kann alles, was da im Menschen drinnen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. (...) Der Neger hat also ein starkes Triebleben. (...) Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn.



schn auch
Zitat:
Zitat von Rudolf Steiner
Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion alleine, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise. Rudolf Steiner, GA 32, S. 152 f.
Tafelzeichnungen Steiners:
Quelle: http://esowatch.com/index.php?title=Rudolf_Steiner#Einige_Steiner-Zitate_ra
ssistischen_Inhalts



Ach ja.. jeder der sich mal mit Rudolf Steiners Rassismus beschäftigt hat wird irgendwann mal auf die Behauptung gestoßen sein das er angeblich Mitglied der Thule Gesellschaft war. (Angeblich war Hitler ja auch in dieser ist aber soweit ich weiß genau so wenig belegt wie die Mitgliedschaft von Rudolf Steiner)
Wenn jemand dazu ne gescheite Quelle hat die sich damit befasst immer her damit *g*



Geschrieben von ThunderPerfectMind am 28.11.2008 um 09:10:

 

Das Steiner, auch nur gerüchteweise, Mitglied der Thule-Gesellschaft war, hab ich noch nie gehört.

Angeblich soll er jedoch Mitglied im Ordo Templi Orientis gewesen sein.

In der Zeit, in welcher er lebte, ging es eh heiss her was die esoterischen Strömungen anging, der Ursprung des ganzen ist wohl in der Theosophie von Blavatsky zu verorten.

Steiner ist schon krass, hab dieses Akasha-Chronik-Buch gelesen und fand es stellenweise schon etwas merkwürdig, aber unterhaltsam.



Geschrieben von Mulciber am 28.11.2008 um 09:24:

 

Ganz sicher kein Philosoph - nur weil Menschen behaupten sie bringen ihr Gehirn in die Dikussion ein, bedeutet das nicht, dass sie philosophieren. (Und daran ändert auch nicht die Meinung anderer Menschen oder seine eigene Meinung etwas). Halb-esoterisches, fundamental christliches "bla bla" und Philosophie sind getrennte Bereiche.



Geschrieben von Chiropterus am 28.11.2008 um 15:49:

 

Steiner war mit seinem Rassismus und Antisemitismus eine Kind seiner Zeit. Es war geradezu Mode, abstruse Theorien aufzustellen die der besseren Gesellschaft bauchpinselten indem allein durch die Hautfarbe als Übermensch galt.

In Steiners konkreten Fall spricht aus seinen Theorien kaum mehr als blanke Dummheit. "Echte" Rassisten gaben und geben sich wenigstens Mühe ihre abstrusen Theorien durch pseudowissenschaft zu untermauern. Wenn er da mit augesaugtem Licht anfängt ist das eher Esoterik.
Und er ist natürlich kein Philosoph. Ein Philosoph bemüht sich um formallogisch widerspruchsfreie Argumentation. Was Steiner da liefert ist schlicht eine Aneinandereihung von Unsinn. Viele Leute meinen, Philosophie bestehe darin etwas daherzureden was nicht in andere Wissensbereiche passt. Dem ist nicht so.

Allerdings darf man die Waldorfschulen nicht alle in einen Topf stecken. Manche verehren Steiner fanatisch und lehren seine "Weisheiten" ungeprüft. Andere distanzieren sich stark und sind sich des rassistischen Kerns der Sache bewusst.



Geschrieben von inner_conflict am 28.11.2008 um 16:58:

 

... Gnosis war damals stark in Mode, die christliche Gnosis verwirft das AT und damit auch das Judentum. Inwieweit Gnosis nun in welchem Sinne antisemitisch ist, weiss ich nicht....

.... auf jeden Fall finden sich gnostische Elemente bei vielen Denkern der Zeit, z.B. Jung....


Die Entwicklungsstufen der Menschheit, das ist ziemlich weit verbreitet. Ich müsste nachschauen, aber ich dachte, auch Kant hätte sich mal dahingehend geäussert. Und Hegel hatte auch so einen evolutionistischen Geschichtsbegriff und um die Jahrhunderwende kam dieser enorme Fortschrittsglauben hinzu...
.... Freud hat mit dieser Vorstellung von Geschichte und Kultur dann radikal gebrochen....


.... ich schätze mal, Steiner hat einfach versucht eine Mystik, einen Kultus zu errichten. Da war er bei weitem nicht der einzige, aber sicher eine der erfolgreichsten....
.... neben den Nationalsozialisten, die ihre urgemanisch-arische Mystik aus allen Zeiten und von allen Orten her zusammenklauten.



Geschrieben von [robson] am 28.11.2008 um 17:10:

 

Zitat:
In Steiners konkreten Fall spricht aus seinen Theorien kaum mehr als blanke Dummheit. "Echte" Rassisten gaben und geben sich wenigstens Mühe ihre abstrusen Theorien durch pseudowissenschaft zu untermauern. Wenn er da mit augesaugtem Licht anfängt ist das eher Esoterik. Und er ist natürlich kein Philosoph. Ein Philosoph bemüht sich um formallogisch widerspruchsfreie Argumentation. Was Steiner da liefert ist schlicht eine Aneinandereihung von Unsinn. Viele Leute meinen, Philosophie bestehe darin etwas daherzureden was nicht in andere Wissensbereiche passt. Dem ist nicht so.


Ich bin sehr skeptisch, was eine Verurteilung Steiners als Nichtphilosophen, Esoteriker etc. angeht, v.a. wenn es hier nur um einzelne herausgepickte Aspekte seines Werkes geht, das könnte man u.U. bei Nietzsche genauso machen, aber es käme sicherlich auch keiner auf die Idee, Nietzsches Zarathustra o.Ä. auf "formalllogisch widerspruchsfreie Argumentation" (die sie ja auch gar nicht sein will!) zu überprüfen und ihm seinen Rang als Philosophen strittig zu machen.
Ich empfehle unseren studiosi philosophiae mal die Lektüre von "Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung", "Wahrheit und Wissenschaft" und "Philosophie der Freiheit", dann ändert sich vielleicht die Einstellung gegenüber Steiner und basiert nicht nur auf den vielverbreiteten Klischees und seiner pädagogischen Nachwirkung.
"Reaktanz" ist ein Schlagwort, das man vielleicht auch mal an sich selbst beobachten sollte... zwinkert



Geschrieben von Mulciber am 28.11.2008 um 17:44:

 

Zitat:
Original von [robson]
Ich bin sehr skeptisch, was eine Verurteilung Steiners als Nichtphilosophen, Esoteriker etc. angeht, v.a. wenn es hier nur um einzelne herausgepickte Aspekte seines Werkes geht, das könnte man u.U. bei Nietzsche genauso machen, aber es käme sicherlich auch keiner auf die Idee, Nietzsches Zarathustra o.Ä. auf "formalllogisch widerspruchsfreie Argumentation" (die sie ja auch gar nicht sein will!) zu überprüfen und ihm seinen Rang als Philosophen strittig zu machen.


Nietzsche ist auch kein akademischer Philosoph im klassischen Sinne, eher ein "freier" Philosoph. Jedenfalls sehe ich das so. (Manche sehen auch Nietzsche gar nicht als Philosophen).

Zudem wäre es seltsam Nietzsche an einem Band zu belegen / wiederlegen, immerhan hat auch Camus Romane geschrieben ohne gleich seinen Status als Philosoph zu verlieren.

Zugegeben habe ich von Steiner kein Werk gelesen, aber ich habe auch keine wirkliche Lust dazu.



Geschrieben von Steppenwolf am 28.11.2008 um 17:46:

 

Zitat:
Original von Mulciber
Halb-esoterisches, fundamental christliches "bla bla" und Philosophie sind getrennte Bereiche.

Mhja, das unterschreibe ich glatt. Steiner und Agnostizismus vertragen sich eifnach nicht.



Geschrieben von Chiropterus am 28.11.2008 um 22:00:

 

Für nicht-akademische Philosophen gelten zwar durchaus weitere Kritierien, aber auch sie müssen Methodik einhalten, so wie z.B. Kierkegaard. Wie Steiner zu argumentieren, zeigt schon dass er gar nicht am Streit, im positiven Sinne, interessiert ist. Er macht unüberprüfbare Aussagen über irgendwelche Vorrassen, was soll man dazu sagen ?

Steiner: "Ich glaube, Weiße sind Negern überlegen weil die ein kleineres Gehirn haben und einer Vorrase entstammen die vor tausenden von Jahren hier lebte."

Was soll man dazu sagen ? Man kann es glauben, dann braucht man nur "Ja" sagen. Oder man kann es nicht gauben und "Nein" sagen. Das ist auch schon alles, und weil Steiners Theorie für mich nicht glaubhaft ist, sehe ich auch keinen Grund mein Urteil über ihn zu ändern: Er ist kein Philosoph.

Und die Bücher die zu Steiner empfohlen werden, lese ich nicht. Ich lese generell wenig Sekundärliteratur, lieber das Hauptwerk und dann wird die Argumentation angeschaut. Wenn mir mal ein Steinerwerk unterkomm, werde ich reinschauen.

Und bis dahin vertraue ich auf das Urteil von Kurt Tucholsky, dem ich den Rang des Philosophen eher zuschreiben würde als einem der sich anmasst über die Gehirngröße anderer Menschen zu sprechen ohne Arzt oder wenigstens Biologe zu sein.



Geschrieben von [robson] am 29.11.2008 um 10:10:

 

Zitat:
Was soll man dazu sagen ? Man kann es glauben, dann braucht man nur "Ja" sagen. Oder man kann es nicht gauben und "Nein" sagen.


Tja, so ist es eben letzlich mit Allem in der Welt, davor schützt auch keine Wissenschaftlichkeit.

Zitat:
Das ist auch schon alles, und weil Steiners Theorie für mich nicht glaubhaft ist, sehe ich auch keinen Grund mein Urteil über ihn zu ändern: Er ist kein Philosoph. Und die Bücher die zu Steiner empfohlen werden, lese ich nicht. Ich lese generell wenig Sekundärliteratur, lieber das Hauptwerk und dann wird die Argumentation angeschaut. Wenn mir mal ein Steinerwerk unterkomm, werde ich reinschauen.


Es handelt sich doch zumindest bei der Philosophie der Freiheit um Steiners philosophisches Hauptwerk! "Ich lese generell wenig Sekundärliteratur": Woher beziehst du denn dann dein Urteil über ihn, wenn du ihn selbst nicht lesen willst? Ist das dann nicht nur - ich zitiere Mulciber - "bla bla"?

Allgemein ist zu sagen, dass Steiner als Philosoph und Anthroposoph ein durchaus schillernder und interessanter Charakter ist. Viele Dinge, die er anspricht, sind für uns nicht so einfach nachvollziehbar, schon gar nicht, wenn das erkenntnistheoretische Modell, das er aufstellt, uns nicht zusagt oder wir es gar nicht beachten. Dennoch möchte ich davor warnen, einfach dem gesellschaftlichen Mainstream zu folgen, der Steiner aufgrund vergleichsweise weniger Stellen, die ihn als Rassisten und Antisemiten brandmarken, zu verurteilen, man findet bei ihm mindestens genauso viele Stellen, in denen er sich ausdrücklich gegen Nationalismus und Antisemitismus wendet.

Ein Zitat wie das, das Messias hier eingestellt hat,

Zitat:
Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion alleine, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.


ist für uns heute natürlich der Ausbund an Antisemitismus, das liegt aber letztlich nur daran, dass unsere Alarmglocken beim Wort "Jude" immer klingeln und wir uns höchstens zu einem "Steiner war ein Kind seiner Zeit" hinreißen lassen, daraus jedoch nicht die Konsequenzen ziehen.
Steiner proklamiert in seinem Menschenbild zu dieser Zeit ganz im Sinne der Aufklärung und auch in Nachfolge Nietzsches den Menschen als freies Individuum, da ist es völlig einsichtig, dass er das Judentum, das sich als gotterwähltes Volk versteht, ablehnt.
Vielleicht wird es etwas klarer, wenn man den Gedanken auf das Christentum anwendet, bei dem es eben heute und auch hier en vogue ist, es abzulehnen, weil man sich als aufgeklärt versteht.

Zitat:
[robson] in Steinerpose: "Das Christentum hat eigentlich nach der Aufklärung keine Berechtigung mehr, komischerweise ist es dennoch immer noch da, ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Ich meine hier nicht das Christentum als Religion, sondern sein Menschenbild - der große Mulciber nannte dies einst "bla bla"-, das einem freien Menschen zuwider sein muss."


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