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Geschrieben von hypnos am 24.11.2008 um 20:44:

 

Zusätzlich sind die Abhängigkeiten zwischen den Veranstaltungen in den Geisteswissenschaften oft wesentlich geringer. Deshalb ist es dort viel einfacher möglich, sich ein paar Veranstaltungen herauszupicken und ein individuelles Programm zusammenzustellen. In den Ingenieur- und Naturwissenschaften kann man halt sehr oft X II erst nach X I und das erst nach Y I, Y II und Y III hören.



Geschrieben von Mulciber am 24.11.2008 um 20:53:

 

Zitat:
Original von inner_conflict
"Was fühlt ihr beim Wort Kapitalismus?"

... oder diese ganzen Referate in Seminaren, wo die Referenten KEINE Ahnung haben und das auch offen zugeben: "Ja der Autor bezieht sich hauptsächlich auf XY. Ich habe noch nie was von XY gehört, aber vielleicht kann ja jemand von euch was dazu sagen..."

"Man braucht keine Theorien, man kann auch so seine Meinung haben."


DAS regt mich auf....


Da gebe ich dir Recht - leider gibt es kein Studentenschein (im Sinne von Führerschein).

Ich finde es jedoch noch immer am schlimmsten ohne Zusammenhang Namen fallen zu lassen die wichtig klingen (auf Platz 1 vermutlich Derrida).



Geschrieben von hypnos am 24.11.2008 um 21:09:

 

Zitat:
Original von Mulciber
Da gebe ich dir Recht - leider gibt es kein Studentenschein (im Sinne von Führerschein).


Naja, man kann von jemandem nicht unbedingt erwarten, dass er bereits wissenschaftlich arbeiten kann, wenn er zur Uni kommt. Ich finde es allerdings auch erschreckend, dass es leider immer wieder Leute gibt, die das auch nicht können, wenn sie die Uni wieder verlassen.

Was mich bei Euren Kommentaren wundert, ist: Warum lässt der Dozent das mit sich (und seiner Veranstaltung!) machen? Ich (als ehemaliger kleiner Assistent) hätte (und habe in wenigen Fällen) nicht zugelassen, dass Leute meine Zeit und die der übrigen Teilnehmer verschwenden und offensichtlich dummes Zeug von sich geben. Warum sollte ein Professor dies zulassen?



Geschrieben von inner_conflict am 24.11.2008 um 22:25:

 

Na, Namedropping ist aber schon ne Stufe höher...

... ich hatte tatsächlich ne Diskussion in nem Seminar über Kapitalismus und NIEMAND kannte Marx, Weber oder sonst irgendetwas.....


Hypnos, das frag ich mich auch. Aber es sind nicht alle Dozenten so (zum Glück) und es gibt ja doch Seminare, die ganz gut sind, in denen auch halbwegs gescheite Leute sitzen und so.
Nun ja, meine Erfahrung als Tut ist, dass manchen Leuten einfach nicht zu helfen ist, da kann man Zusatzmaterial und Lexikaartikel verteilen, frontal alles runterbeten, und die raffen trotzdem nichts - in der Regel sind das dann Wirtschaftsstudenten.
... und die landen irgendwann in irgendwelchen Führungspositionen.


... das regt mich übrigens auch auf.... grosses Grinsen



Geschrieben von Vinter am 24.11.2008 um 22:26:

 

Gut, dass mein Fach zu kompliziert ist, um von Senioren (d.h. Menschen ueber 25) erlernt zu werden grosses Grinsen Habe hier nie einen einzigen Gasthoerer gesehen, und abgesehen von Professoren und Doktoranden auch in oeffentlichen Vorlesungen nie einen Menschen ueber 30.



Geschrieben von inner_conflict am 24.11.2008 um 23:18:

 

.... es liegt ja nicht daran, dass Geisteswissenschaften einfach anspruchsloser Pipifax sind. So ist es ja nicht.
... und bei den Naturwissenschaften wird auch nur mit Wasser gekocht.

Der Punkt ist halt, dass Geisteswissenschaften sich mit der Alltagswelt beschäftigen, also Zeugs, zu dem man in der Regel eine Meinung hat. Das ist ja auch in Ordnung, aber in der Uni sollte man über diese Ebene schon hinauskommen können... und wenn dann Diskussionen auf dieser Gefühlsebene ("Ich glaube/meine/fühle") bleiben, ist es einfach ne Zeitverschwendung....



Geschrieben von gothykk am 24.11.2008 um 23:20:

 

Geht mir ähnlich. Wir hatten nur einen "Grufti" (Zunge ) in der Analysis-Vorlesung und der ging brav NACH selbiger zum Prof. und stellte offene Fragen.



Geschrieben von Mulciber am 25.11.2008 um 09:54:

 

Zitat:
Original von inner_conflict
Na, Namedropping ist aber schon ne Stufe höher...

... ich hatte tatsächlich ne Diskussion in nem Seminar über Kapitalismus und NIEMAND kannte Marx, Weber oder sonst irgendetwas.....


Vermutlich dachten die "persönlich kennen" und habe des deswegen verneint.

@hypnos

Es gibt einen Unterschied zwischen wissenschaftlichem Arbeiten und profilierne (und dann die Extremform: profilieren ohne Wissen).



Geschrieben von Liriel am 08.06.2009 um 14:50:

 

Ich bin erst im ersten Semester und schon genervt von dem Phänomen der Senioren"studenten".
Hab da so ein Exemplar im Proseminar sitzen, dem man besser aus dem Weg geht:
Ehemaliger Jurist, der sich nun in Historik versucht. Ein normales Seminar muss man sich mit dem so vorstellen: Der Dozent redet gerade, dem Senioren fällt auf einmal was ein, denkt es wäre ein Geistesblitz unermesslicher Wichtigkeit und redet dem Dozenten mitten ins Wort. Das passiert so alle 15 Minuten! Dann denkt sich der Dozent, er stellt einmal eine Frage, damit auch andere zu Wort kommen, lässt auch erst die Studenten antworten, fällt das Wort dem Senioren zu, erzählt dieser entweder von seinem Leben oder total zusammenhangloses zeugs, lässt sich hierbei aber niemals vom Dozenten unfreundlicherweise unterbrechen! Gehen Bücher rum oder muss ein Student was zu einem Buch sagen, wird dieser erstmal aufs Heftigste angefahren, weil er es nicht SOFORT weitergegeben hat! Frechheit, nicht wahr? ^^
Ja, Tutorium ist ähnlich, nur dass da noch mehr Zwischenfragen kommen, weil er ja nicht mit den Dingen, die mit Internet zu tun haben klarkommt und diese unverschämte Tutorin immer zu leise redet für den armen Mann der schwerhörig ist...
Ja... soweit dazu..



Geschrieben von GrafKrolock am 10.06.2009 um 11:26:

 

Vermutlich betrachtet der gute Mann die Studenten als junge Schnösel, denen er geistig überlegen zu sein glaubt. Unakzeptabel.

Aber ich möchte auch mal einen Denkanstoß geben, sozusagen von der anderen Seite. Aktuell, mit 38, mache ich den Motorradführerschein nach und sitze demzufolge mit allerlei jungen 18-jährigen Hühnchen im Theorieunterricht. Dabei fällt auf, daß so ziemlich allen Fragen des Fahrlehrers, der versucht, seinen Stoff im Gespräch mit den Fahrschülern zu vermitteln, mit Schweigen begegnet wird. Kaum einer öffnet von sich aus den Mund, mit Ausnahme meiner Wenigkeit und eines anderen, ebenfalls etwas älteren Mitschülers.
Ich bin dabei absolut überzeugt, daß bei den jungen Leuten der Eindruck herrscht "die beiden müssen sich immer in den Vordergrund stellen und herausstellen, was sie alles schon wissen".

Es gibt eine Art Kulturunterschied: Während in Schule und Vorlesung (daher der Name) der Lehrer oder Dozent unangefochten der Hauptakteur ist, während die Schüler allenfalls auf ausdrücklichen Aufruf hin Feedback geben, läuft es auf beruflichen Lehrgängen und in Weiterbildungen völlig anders. Hier erfolgt eine rege Interaktion zwischen Dozent und Schüler. Zum einen weiß man, daß Wissen auf diese Weise besser vermittelbar ist, als ein pures Reinhämmern in die Köpfe, zum anderen kann der Vortragende auch viel besser abschätzen, ob seine Opfer ihn verstanden haben oder nicht. Natürlich geht sowas nur ein kleinen Gruppen, aber nicht vor einem Auditorium von 200 Leuten.

Ich nehme nun an, daß viele Seniorstudenten diese Methode mit in den Hörsaal nehmen und dabei verkennen, daß es dort so nicht funktionieren kann. Auch glaube ich, daß nicht alle so sind, denn es ist auch ein wenig eine Frage des Charakters.


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