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Geschrieben von casi am 15.06.2007 um 13:28:

  Altenpflege

suche Leute die auch in der Pflege tätig sind und das gleiche durchmachen wie ich.
Ich arbeite in der Altenhilfe und erlebe hautnah mit, wie immer weniger Zeit zur Verfügung steht, für immer mehr alte Menschen.
Und dann verlangt mein Chef auch noch von mir, dass ich qualitative Arbeit machen soll.
Aber wie soll das gehen. Um einem Menschen wirklich etwas gutes zu tun, braucht man einfach eine gewisse Zeit.
Diese Zeit hat man in vielen Altenheimen aber nicht.
Geht es euch auch so oder ist es irgendwo komplett anders?

Grüßle Metal



Geschrieben von Mulciber am 15.06.2007 um 13:48:

 

Ich bin ja gerade am anderen Ende des Lebens, sprich Kindergarten, wir klagen natürlich auch immer mal wieder herum, aber im Endeffekt haben wir natürlich mehr Aufsicht und Erziehung als direkte Pflege, deswegen kann man ab und an auch 3 mal gerade sein lassen.

Vom Altenheim höre ich viel das die Zeit immer knapper wird, zwei Menschen in meiner FSJ Gruppe schaffen gerade dort und meine eigene Mutter sitzt gerade im BA Studium herum, Sozialfrau für Alten und Behindertenpflege und arbeitet in einem Altenheim und spricht auch von dem vielen Stress.

Ich denke es ist kein gutes Zeichen für eine Gesellschaft, wenn der Wert des Menschen nicht so hoch ist, als das man genug Leute gut bezhalt und Zeit gibt sich um Menschen zu kümmern,
und das ganze wird in Zukunft eher schlechter als besser ...



Geschrieben von Medrod am 28.07.2007 um 20:55:

 

Als frischgebackener Altenplfeger kenne ich das Problem, das du ansprichst, sehr gut. Es ist tatsächlich so, dass die Fiktion, alten Menschen zu helfen, für sie da zu sein, offenes Ohr zu haben, KP(Körperpflege) und Behandlungspflege(Injektion, Verbandwechsel), dem Bew. so angenehm wie möglich zu gestalten, mit der Realität in vielen Heimen ziemlich brutal kollidiert. Es geht darum, in möglichst kurzer Zeit(15-20 min. pro Bew. in eine Gruppe mit 7 oder mehr Senioren sind beileibe keine Seltenheit, dazu sind gerade mal max. 3-4 PK auf Station) mit geringstmöglichem Aufwand sauber, satt und zufrieden zu halten. Sicher, es gibt sehr viele gute grössere und kleinere Häuser, in denen für die Bew. viele Tätigkeiten geboten werden(Ausflüge, Feste, Sturzprophylaxe von den KK etc.), doh es werden meist negative Beispiele gezeigt....
Man darf aber nicht mit überzogenen Erwartungen in diesen Beruf hineingehen(" Ich mach was Soziales ich erhalte Anerkennung"), denn die bekommt man in so ziemlich 99 % der Fälle nicht....ist in anderen sozialen Bereichen aber nicht anders.Finanziell lohnt sich die Sache auch kaum( ohn entsprechende Weiterbildung und Quali).Dienstzeiten sind auch ein Problem, zumeist nei den jüngeren Semestern( ND, WE-Dienste). Es ist eigentlich eine schöne Arbeit und manchmal denke ich beim Nachhause gehen, wenn mich nur eine/r der Bew. lieb anlächelt, so habe ich meine Bestätigung und mein Ziel erreicht...Das genügt, ist viel



Geschrieben von Blackrose am 28.07.2007 um 22:01:

 

Naja, ihr wisst ja, ich bin Krankenschwester ... also fast das gleiche zwinkert und deshalb trag ich meinen Senf auch mal bei.

Zeitmanagement ist im Krankenhaus ja nicht viel anders, als im Altenheim. Insofern seh ich das Problem schon auch.

Es ist halt so, dass man in dem Beruf ohnehin schon wenig positiven Rückhalt hat und wenn dann auch noch massiver Stress hinzukommt, und die vorhandene Zeit mit Sorgfaltspflichten und Verantwortungsgefühl (ganz zu Schweigen von Beziehungsaufbau) kollidiert, macht das einfach nicht zufrieden, weder die eine, noch die andere Seite.

Ich für meinen Teil versuch Zeit zu sparen bei "Hintergrundarbeiten", also Dokumentation, Organisation, Medikamenten richten, Visite ausarbeiten, Verbänden usw. Das klappt, bei immer mehr Routine, natürlich mittlerweile ganz gut.
Und es ist ja zum Glück auch nicht so, dass man jeden Tag bei jedem Patienten gleich viel Zeit braucht und erst recht nicht so, dass man, wenn man im Zimmer ist (egal, was man auch immer dort treibt) nicht auch nebenher reden kann oder anderweitig eine Form von Aufmerksamkeit und Anteilnahme entgegenbringen. Die Patienten wissen schließlich auch, dass wir mehr zu tun haben, als Kaffee zu trinken.

Und, bei ner guten Strukturierung spart man eigentlich auch überflüssige Zeit, z.B. wenn man ständig laufen muss, weil man irgendwas nicht dabei hat oder den ganzen Tag "Runden" dreht, weil Funktionspflege augenscheinlich weniger Zeit braucht, man aber doch immer nur ein paar Minuten am Stück bei einem Patienten ist und dementsprechend überhaupt kein Gespräch beginnen kann, weil man nur damit beschäftigt ist, die nötigsten Informationen weiterzugeben (z.B. "ich mache gerade nur schnell ihren Verband, ich komm dann aber nachher gleich nochmal wieder und mess ihren Blutzucker")


Also ich will damit sagen, ganz so trostlos find ich das alles nicht.


Die Altenpflege hats insofern noch ein Stück schwerer, weil jeder Tag ziemlich gleich ist. Bei meinen Patienten verbessert sich ja meistens im Laufe ihres Aufenthalts einiges und meistens kann man irgendwie durch Kleinigkeiten auch was verbessern (z.B. Lagerung bei Schmerzen, kühles Waschen bei Fieber usw. dadurch kriegen halt auch kleine Gesten ne größere Wirkung und ich kann eben immer irgendwie ein Stück weit helfen und zeigen, dass ich für die Patienten da bin und hab deshalb wahrscheinlich mehr Anerkennung).
Andererseits kennt ihr eure Bewohner in und auswendig und könnt besser einschätzen, wieviel Zuwendung bei welcher Stimmung oder in welcher Situation nötig ist. Meine Patienten sind meistens so kurz da, dass ich oft schon viel Zeit damit vergeude rauszufinden, was das eigentliche Problem ist. Und ihr habt keinen Stress mit Notfällen, Neuzugängen, OP's, Visiten usw. der die Organisation von einer Schicht eben schonmal ziemlich beeinflussen kann.


Aber das sollte ja keine Gegenüberstellung von Alten- und Krankenpflege sein ... ich wollte nur sagen, das Problem ist da, aber, so ganz aussichtslos find ich es nicht, weil man persönlich schon dazu beitragen kann, dass der Arbeitsalltag ein wenig angenehmer wird, selbst in Zeiten der DRG Abrechnung



Geschrieben von Dunkle_Schattenlady am 29.07.2007 um 12:04:

 

Leider ist es so ja aber meiner Meinung nach liegt es meistens am mangelnden Personal

ich bin Altenpflegehelferin

und meiner Meinung nach sollte der Personalschlüssel erweitert werden wenn es mehr Personal gäbe könnte man auch besser auf die Bewohner eingehen
weil man dan automatisch mehr zeit für sie hätte.

Aber LEIDER wird das in der Realität nicht passieren
aber ich versuche für meine bewohner so viel zeit zu schaffen wie es geht

und in meinem heim bez. Wohnberreich ist das zumindestens möglich da habe ich glück



Geschrieben von karisma am 31.07.2007 um 00:35:

 

beispiel über 90 Jähriger Opa, lag nur im Bett, er bekam essen und wurde gewaschen, das wars...
Irgendwann merkte iene schlaue Stationsleitung, dass dieser Mensch ja so nicht mehr lange lebt, also musste er jeden 2 tag in den Rollstuhl... Dort hing er schlafend drin, war kalkweiß...

Naja das nennt sich dann aktivierende Pflege.

Kleine Gecshichte aus meinem Praktikumsjahr.

bei unsging es zum Teil echt hart zu 26 Menschen auf einer Station und eine Schwester und ich als Praktikantin... Wir sollten alle Bewohner richten, aktivieren, pflegen, betreuen....

Hallo, wie soll das gehen???

Meine Theorie: In Heimen werden die ältere Mneschen so schnell als möglich auf Pflegestufe III "gepflegt" und dann so lang als möglich am Leben gehalten. Diese Menschen (arme Schweine) bringen am meisten Geld und machen am wenigsten Arbeit.
Meiner Meinung nach, ist ne Pflegestufe I viel anspruchsvoller!!!



Geschrieben von Zombie am 09.08.2007 um 13:34:

 

Ich bin zur Zeit noch Schülerin, habe aber mal ein Praktikum in der Altenpflege gemacht, dort habe ich auch hautnah mit bekommen wie wenig Zeit sich für die einzelen Menschen genommen wird. Die haben sich teilweise so gefreut, dass ich da war, denn als Praktikantin hatte ich ein bisschen mehr Zeit um mit den alten Menschen zu sprechen. Gerade die letzten Jahre im Leben sollte man ihnen doch so angenehm wie möglich machen. Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass es in großen Altenheimen noch schlimmer ist als in kleinen und ich hatte das Glück in einem kleinen Altenheim mein Praktukum zu machen.
Ich möchte Krankenschwester werden wenn ich mit der Schule fertig bin. Aber ich glaube in Krankenhäusern wird es nicht viel besser sein. :gruebel

Viele Grüße Zombie



Geschrieben von plushy am 09.08.2007 um 18:40:

 

Ihr hab alle Recht mit dem was ihr sagt, aber....... wer soll das finanzieren? Pflege ist nunmal unglaublich teuer, mehr Leistung und mehr Personal will jeder, aber mehr bezahlen will das eigentlich keiner. Das Problem gäbe es nicht in diesem Maße, wenn die Menschen bis zu ihrem Tod innerhalb der Familie gepflegt würden. Dazu müsste aber immer jemand da sein, das können sich die wenigsten Familien leisten, weil man von dem bisschen Pflegegeld (selbst bei PS III) nicht leben kann. Diese Schleife könnte man endlos weiterführen. Es ist, wie es ist. Traurig für die Heimbewohner, teuer für die Angehörigen und frustrierend für die Pfleger.



Geschrieben von GrafKrolock am 09.08.2007 um 23:12:

 

Meine Ex war Altenpflegerin, daher kenn ich das Thema auch ganz gut. Das Problem mit der Hauruck-Pflege ohne genügend Zeit im Altenheim ist leider so ziemlich überall so. Andernfalls können die Häuser gar nicht kostendeckend arbeiten.
Etwas besser isses in der ambulanten Pflege. Hier ist zwar auch der Druck da, genügend Patienten in eine Tour zu kriegen, aber ganz so derb wie bei der stationären Pflege ist es nicht.
Meiner Damaligen hat es ambulant jedenfalls deutlich mehr Spaß gemacht.



Geschrieben von kyuthecoffin am 22.10.2007 um 23:03:

 

Also erst einmal möchte ich meinen Respekt denen genüber aussprechen, die sich bewusst für einen Beruf in Senioren- oder KRankenpflege gewählt haben und ihre Arbeit auch engagiert verrichten. (Das tun ja auch nicht alle in diesem Sektor.)

Meine begrenzte Erfahrung mit der Pflege habe ich in meinem Zivildienst (als Küchenhilfe, Bedienung etc.) in einem Wohn- und Pflegeheim gemacht und kann den Zeitmangel, den viele beschreiben nur bestätigen. Was mich auch schockiert hat ist die Tatsache, dass die Hälfte der Pflegearbeit an dort von Praktikanten und FSJlern gemacht wurde und einer weiterer großer Anteil von Pflegehilfskräften ohne Ausbildung. Das Menschen bewusst "kaputtgepflegt" wurden habe ich ncith wahrgenommen, aber vA die schwer dementen und einsamen Bewohner wurden oft vernachlässigt und es kam zu Unfällen. WObei man sagen muss, dass die Pfleger natürlich auch mal eine Pause brauchten, aber dass sie dabei bewusst Gefahren ausklammerten, die sie von Pausenraum aus sahen...

Das eine auf Leistung basierte Gesellschaft Leistungsunfähige nicht versorgen will und dass Angehörige ihr Leben/ihren Wohlstand nciht der Pfleger z.B. ihrer Eltern opfern ist fidne ich sehr menschlich, wenn auch vlt. für viele unmoralisch.
Oder meint ihr man könnte diese grundsätzlcihe EInstellung des Egoismus ändern?


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