Geschrieben von Commando am 29.04.2007 um 21:06:
MIND.IN.A.BOX electro mit anspruchMIND.IN.A.BOX „lost alone“
Harmonie und Komplexität zeichnen dieses elektronische Kunstwerk aus. Ein beindruckendes Projekt welches den Hörer auf eine Reise in eine dunkle Welt schickt, deren Licht noch nicht völlig erloschen ist.
Musik für Körper und vorallem Geist, Musik die sich erst durch mehrmaliges Hören erschließt und immer wieder neue Facetten aufzeigt.
Zu Recht zieht das Gesamtkunstwerk Mind.In.A.Box die Aufmerksamkeit der elektronischen Szene auf sich, denn hier bieten sich bereits etablierte musikalische Ideen verschiedenster Couleur geschickt verschmolzen dar, die sich sogar nach mehrmaligem Hören nicht einmal in eine der berühmten Schubladen packen lassen.
Was wünscht sich das dunkle Electro Herz mehr!?
Das „cooperate design“ erinnert von der Stimmung und den Grundelementen an ein computerisiertes Werk H.R.Giggers und gibt so bereits eine gute Idee, was man denn so musikalisch zu erwarten hat. Bei einem Besuch der Heimatseite des Projekts vertieft sich dieser Eindruck. Die logische Fortführung der visuellen Präsentation folgt direkt in den Texten, die sich fast schon philosophisch mit Themen wie innerer Einsamkeit und den mentalen Grenzen, die man sich teilweise selbst steckt, beschäftigen.
Eine Machwerk für Leute mit komplexeren Denkstrukturen, die warum auch immer, zwei oder mehr Gesichter in ihrer Persönlichkeit tragen und je nach Stimmung eine akkustische Untermauerung benötigen.
Ein Kunstwerk welches ein begleiten kann und manchmal begleiten muss, egal ob nachts auf einsamen Autobahnen oder in einsamen Momenten, die einen schlaflosen Zustand ertragbar erscheinen lassen und die Sehnsucht in eine besondere Beziehung setzt.
Die Beschreibung der Musik gestaltet sich nicht einfach.
Wie bereits angedeutet, entzieht sie sich einer generelle Einordnung, so dass zunächst ein paar Adjektive herhalten müssen:
hypnotisch_ düster_ fließend_ zärtlich und hart zugleich_ verträumt_virtuell _
aber vorallem rein _elektronisch!
Dazu gesellen sich noch einige Lieblingssubstantive von mir:
Synthetik_ Komplexität_Reinheit_Stärke und Schönheit beschreiben den musikalsichen Raum.
Andere Künstler und Projekte zum Vergleich heranziehen zu wollen, wäre verlorene Energie finden sich doch zu viele verschiedene Stilelemente.
Sicherlich kann gesagt werden, dass sich eine melancholisch bis düstere Grundstimmung durch die 12 Tracks von "Lost Alone" zieht - "I feel sad, so left alone, words are not enough, for me to live on". Die melodisch hellsten, und für mich auch die genialsten Momente, findet man in "Change", "Take My Soul" oder dem sich in sechseinhalb Minuten dynamisch steigernden "You Will See". Die eher beklemmenden Augenblicke hingegen kann man unter anderem in "Questions" oder "Waiting" durchleben. Auch stimmlich lassen sich Mind.In.A.Box nicht festlegen. Von bedrohlich klingenden Gothic- Dark Wave Ansätzen bis hin zu den Grenzen des NewPop bietet Stev, der Macher der CD, die verschiedensten Nuancen. Digitalisierte und verfremdete Frauenstimmen bilden eine weitere Facette, die mir einen gekonnten Gegensatz zum maskulinen Knüppel EBM bietet, den ich sonst bevorzuge.
Die dichten Soundgebilde von "Lost Alone" werden bestimmt in so manchem CD Abspielgerät auf Dauerbetrieb laufen und dem Hörer auch beim 20igsten Durchlauf ständig neue Details eröffnen.
Bewertung: Vielschichtige, runde Produktion mit interessanten synthetischen Strukturen.
Für dunkle romantische Rotweinabende vorzüglich geeignet, egal ob allein oder zu zweit.
Für mich als Knüppel EBMler eine Gelegenheit eine gewisse Grundanspannung zu relativieren und mich einfach mal fallen lassen zu können.
10 von 10 Punkten
COMMANDO
